Ein Vertrag sie zu knechten!

Veröffentlicht am: 18. März 2019
Dieser Beitrag wurde in unserer Kategorie "Landesverband" und "Stuttgart" veröffentlicht

Viele kennen und haben es, alle finden es scheiße: Ranzige Schulgebäude. Unsere Schule in Esslingen bei Stuttgart ist in einem Gebäude untergebracht, dass überall bröckelt, über zu wenige Klassenzimmer verfüg t und oft mehr an eine Baustelle, als an eine Schule erinnert. Seit Anfang diese Schuljahres gibt es einen Neubau für die höheren Klassenstufen, der zu Beginn des Schuljahres noch nicht fertiggestellt war. Dementsprechend liegen etwa noch Kabel frei oder sind nur leicht befestigt, Wände sind nur teilweise gestrichen und andauernd platzen Handwerker in den Unterricht, um etwas im Raum fertigzustellen. Das verwendete Material besteht aus billigen Rigips oder Gummiestrich, die schnell ermüden und so kommt es oft vor, dass man nur mit dem Fuß an einer Ecke hängenbleiben muss, um eine Macke in der Wand zu hinterlassen. Die Böden sind bereits nach 20 Wochen total zerkratzt. Risse in den Wänden werden zwar andauernd überstrichen, tauchen aber auch zwei Tage später deutlich größer wieder auf. In einem Klassenzimmer ist der Wandbereich über der Tür mit so einem tiefen Riss versehen, dass diese Wand bald auseinanderbricht. Der Flur ist voller Schmutz und Macken. Einigen empfindlichen Nasen ist es möglich, durch die dünnen Wände zu riechen. Kurz um: Alles fällt auseinander oder ist bereits in einem modrigen Zustand. Die Schulleitung kam auf die Idee, einen „Vertrag“ aufzusetzen, der uns SchülerInnen dazu zwingen sollte, Schäden in unserer Freizeit selbst renovieren zu müssen. Unser Konrektor drängte uns dazu „freiwillig“ zu unterschreiben. Strafen seien keine Strafen, sondern nur „Konsequenzen“. Alter Wein in neuen Schläuchen. Alle dafür kollektiv zu bestrafen und die schon knappe Freizeit noch mehr einzuschränken geht gar nicht. Deshalb haben wir zusammen mit der SDAJ Stuttgart das „Offenen Schüli-Treffen Stuttgart und Region“ ins Leben gerufen und eine Plakataktion gegen diesen Vertrag organisiert. Wir haben uns damit beschäftigt, dass das Geld lieber in die Rüstung als in unsere Schulen fließt und darüber auf Plakaten informiert. Auch haben wir an unsere MitschülerInnen 500 Flyer mit dem Text zum Vertrag verteilt.In der Mittagspause am Aktionstag patrouillierten sogar Lehrkräfte durch die Gänge und rissen die Plakate ab. Da sie den Schuldigen nicht gefunden hatten, wurde Druck auf die Klassen ausgeübt, um die „Übeltäter“ zu denunzieren. Das alles ist auf die Schulleitung zurückzuführen, die panisch versucht, dass nichts schlechtes über unsere Schule zu Außenstehenden (vor allem nicht zu Zeitungen) durchdringt. Besonders, da wir die erste Gemeinschaftsschule unserer Stadt sind.Letzten Endes ist es der Schulleitung nicht gelungen, uns zu denunzieren.Unser Konrektor hat den Vertrag zurückgezogen und somit haben wir es gemeinsam geschafft den Vertrag zu verhindern, was uns zeigte: Wenn wir uns zusammenschließen und für unsere Interessen kämpfen, können wir etwas bewegen! Unsere Forderung bleibt: Rauf mit der Bildung, runter mit der Rüstung!

Paul, Stuttgart

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