PAME in Griechenland: „Solidarität statt Verarmung!“

Veröffentlicht am: 19. Juni 2015
Dieser Beitrag wurde in unserer Kategorie "Landesverband" veröffentlicht

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Der Kampf der PAME in Griechenland

Auch in Deutschland ist die elende Lage, in der sich die Mehrheit der griechischen Bevölkerung heute befindet, mittlerweile bekannt: Die Arbeitslosigkeit bleibt über 25%, die Jugendarbeitslosigkeit ist noch weitaus höher. Hunderttausende Menschen können sich Nahrung, Heizung, Strom und Miete nicht mehr leisten. Aber das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht, denn immer noch bestehen EU und der deutsche Finanzminister auf Kürzungen und Privatisierungen. Während die angeblich „linksradikale“ Regierungspartei SYRIZA einen Bruch mit dieser Politik ablehnt, kämpfte die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) von Anfang an konsequent dagegen. Und dabei hat sie einen mächtigen Verbündeten, die klassenkämpferische Gewerkschaftsfront PAME.

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 Gründung & Struktur

Gegründet wurde die PAME im Jahr 1999, nachdem auf einer Konferenz hunderte GewerkschafterInnen zusammentrafen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten: In zahllosen Gewerkschaften und Betrieben, privaten wie öffentlichen, gab es ein verbreitetes Bedürfnis der KollegInnen nach Veränderung in den Gewerkschaften, nach einem Bruch mit der Ideologie der Sozialpartnerschaft und Anpassung an die Bedürfnisse des Kapitals. So entstand innerhalb der bestehenden Gewerkschaften eine gemeinsame Front mit der Abkürzung PAME. PAME heißt ausgeschrieben etwa „Kämpferische Front aller Arbeiter“, als Wort bedeutet „pame“ „gehen wir!“ oder „brechen wir auf!“.
Die Gewerkschaften in Griechenland sind auf drei Ebenen organisiert: erstens lokal, auf Branchen- und Betriebsebene. Zweitens regional in Branchenföderationen oder sogenannten Arbeiterzentren, in denen die lokalen Gliederungen aller Gewerkschaften zusammengeschlossen sind und die Infrastruktur und Dienstleistungen bereitstellen. Drittens gibt es die gesamtgriechischen Dachverbänden ADEDY und GSEE. Die Führungen beider Dachverbände, ebenso wie viele der lokalen und regionalen Gliederungen sind auf Zusammenarbeit mit dem Kapital ausgerichtet, dominiert werden sie von den bürgerlichen Parteien. In Griechenland hat jede Partei ihre Vertretung in den Gewerkschaften, als Transmissionsriemen der Parteipolitik im Betrieb. Nur die KKE lehnt dieses Prinzip ab: So ist die PAME nicht einfach ein Anhängsel der Partei, sondern eine eigenständige Bewegung mit eigenen Ortsgruppen, gewählten Repräsentationsstrukturen, eigenen Räumlichkeiten usw. Sie richtet sich nicht nur an Mitglieder oder SympathisantInnen der KKE, sondern an alle Beschäftigten, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung. Einzige Voraussetzung: Man muss bereit sein, konsequent, und das bedeutet eben auch gegen die Konzerne, die Regierung und die EU für die eigenen Interessen zu kämpfen.
Die PAME ist also keine kommunistische Richtungsgewerkschaft, in der nur KommunistInnen aktiv wären. Sie ist überhaupt keine eigenständige Gewerkschaft, die neben den anderen Gewerkschaften steht. Sie ist eine antimonopolistische, antiimperialistische, antikapitalistische Gewerkschaftsfront.

Siege & Niederlagen

Die heftigsten Kämpfe der letzten Jahre führte die PAME 2010 und 2011, in der ersten Phase der Sparpolitik. Damals hat die PAME riesige Mobilisierungen mit vielen Zehntausenden TeilnehmerInnen organisiert. Mit dem Aufstieg der SYRIZA seit 2012 verlor die Arbeiterbewegung tendenziell an Kraft, da sie nicht gegen die von der sozialdemokratischen SYRIZA verbreiteten Illusionen immun war. Die PAME blieb aber weiterhin aktiv an allen Arbeitsplätzen, klärte die Menschen auf und mobilisierte zu zahllosen Protestaktionen und Streiks. Besondere Aufmerksamkeit erregte der von der PAME geführte Stahlarbeiterstreik bei Aspropyrgos 2011/2012, der trotz Repression und Einschüchterung neun Monate andauerte und eine internationale Solidaritätswelle auslöste. Das jahrelange Engagement zahlte sich aus: Bei den Gewerkschaftswahlen 2013 gewannen die klassenorientierten Kräfte überall dazu und wurden in einigen Gewerkschaften (Arbeiterzentrum Piräus, Föderation der Bauarbeiter, Arbeiterföderation der Nahrungs- und Getränkeindustrie) zur stärksten Kraft. Die Kräfte der SYRIZA lagen dagegen weit darunter, obwohl bei den Parlamentswahlen 2012 die SYRIZA enorm an Stimmen gewann, während die KKE Einbußen hinnehmen musste.

kämpferisch & internationalistisch

Die PAME ist jedoch gleichzeitig eine Gewerkschaftsfront, die ein weitaus breiteres Spektrum an Aktivitäten abdeckt als den ökonomischen Klassenkampf im Betrieb. Sie organisiert regelmäßig Veranstaltungen zur Pflege der Kultur Griechenlands ebenso wie der Kultur, die die zahlreichen MigrantInnen aus ihren Ländern mitbringen. Sie organisiert antirassistische Fußballturniere, solidarische Blutspendenaktionen angesichts des zerstörten Gesundheitswesens, antifaschistische Theateraufführungen, Solidaritätsaktionen mit Streiks und politisch verfolgten KollegInnen auf der ganzen Welt.
Dabei hat sie es nicht leicht: Die aktuelle Regierung, die sich aus „Linksradikalen“ (in Wirklichkeit Sozialdemokraten) und Rechtspopulisten zusammensetzt, hat am 20. Februar die Fortsetzung des gegen das Volk gerichteten Memorandums der EU und des IWF unterschrieben. Ihre Versprechen, wie die Wiederherstellung des Mindestlohns und Maßnahmen zur Linderung der extremen Armut hängen seitdem in der Luft und sind de facto abhängig von der Zustimmung der Troika – also der Institution, die Lohnsenkungen und Sozialkürzungen immer gefordert hatte. Nikos Papageorgiou von der Tourismusgewerkschaft der Region Südattika befürchtet weiterhin das Schlimmste: „Die Konzerne werden nicht zufrieden sein mit mehr oder weniger Maßnahmen oder Memoranden, sie wollen die Sache zu Ende bringen“, sagt er in einem Radiointerview.
Die PAME setzt der Politik der massenhaften Verarmung und dem verbreiteten Rassismus den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Pass entgegen. Die PAME nimmt die Klassensolidarität mit den migrantischen KollegInnen sehr ernst, sie unterhält ein eigenes Sekretariat zu diesem Thema, ebenso wie es Sekretariate für Frauen, die Jugend und die internationalen Beziehungen gibt. Neben kulturpolitischen Aktivitäten gegen Rassismus und Faschismus setzt die PAME dabei vor allem auf die Stärkung der Klassensolidarität in der Produktion, am Arbeitsplatz.

Thanassis, Tübingen

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