Dieser Beitrag stammt von Schülerinnen und Schülern der Seewiesenschule
Am 23.01.2019 führten wir eine Umfrage an der Seewiesenschule durch an welcher sich 251 Schülerinnen und Schüler der Stufen 5-10 beteiligten.
Einflussnahme der Schulleitung auf die Umfrage
Kurz bevor die Umfrage von uns durchgeführt werden konnte, wurden einzelne Personen von uns dazu gedrängt noch „kurzfristig“ die Umfrage zu ändern. Beispielsweise wurde verlangt, den Hinweis zum“ Offenen Schülitreffen“ zu entfernen und bestimmte Fragen zu ändern oder zu „verschönern“. Mitgliedern wurde damit gedroht, dass wir die Umfrage nicht durchführen dürfen, wenn wir die Änderungen nicht sofort in die Tat umsetzen. Spontan sollte die Umfrage auch noch in DIN A5 gedruckt werden (die Begründung des Umweltschutzes im Kontext, dass an diesem Kopierer, an dem die Umfrage gedruckt wurde, jeden Tag hunderte Arbeitsblätter gedruckt wurden, da kaum Bücher vorhanden sind, ist sehr widersprüchlich und an den Haaren herbeigezogen) und da „zufällig“ kein DIN A5 Papier da war, musste es von Hand geschnitten werden. Dementsprechend schlimm sahen die Umfragen aus, viele MitschülerInnen waren deswegen unzufrieden.
Doch warum macht die Schulleitung das?
Die Seewiesenschule ist die erste Gemeinschaftsschule in Esslingen und somit eine Art „Vorzeigeprojekt“. Gemeinschaftsschulen wurden in Baden-Württemberg erst im Jahr 2012 von den Grünen und der SPD eingeführt und sind generell sehr umstritten, da passt schlechte Presse gar nicht. Häufig werden diese neuen Gemeinschaftsschulen als die „Lösung aller Probleme“ dargestellt. Das sie dies nicht sind, zeigt unter anderem unsere Umfrage und dies wiederum sollte vermutlich verhindert werden. Die Schule ist auf allen öffentlichen sozialen Netzwerken vertreten und stellt sich als „die beste Schule Esslingens“ da. Andauernd werden auf Zwang oder auf „Freiwilligkeit“ aus uns SchülerInnen positive Aussagen herausgepresst, wenn mal die Presse oder sonstige Öffentlichkeit an der Schule ist. Auch wird alles versucht, durch die Schule und den „Seewiesenweg“ (Unsere „Schul-Philosophie“) vereinnahmt zu werden. Beispielsweise wurde die Abschlussfeier der HauptschulabgängerInnen letztes Jahr dazu benutzt, den Eltern zu erzählen, wie toll denn unsere Schule ist. Die abgehenden SchülerInnen waren nicht sonderlich erfreut über diese Worte. Sie haben die beschriebenen Wohltaten nie zu spüren bekommen, sondern wurden im Abschluss komplett alleine gelassen und nicht bzw. unzureichend unterstützt.
„Wir müssen unpolitisch sein“
Dass die Schulleitung mit „den Grünen“ sympathisiert äußert sich unter anderem dadurch, dass bereits Plakate der Partei zum Thema Gemeinschaftsschule im Schulgebäude aufhing. Da die Grünen sich im Wahlkampf auf die Gemeinschaftsschule stützen, ist es natürlich klar, dass man um die Stimmen der Eltern und Lehrkräfte überall wirbt.
Umso erstaunlicher fanden wir es das wir in unserer Umfrage „politisch neutral“ bleiben mussten und der Name der Organisation, welche die Umfrage durchführte, auf der Umfrage nicht genannt werden durfte. Dies wurde damit begründet, dass wir linksextremistisch unterwandert werden und somit Eltern von der Schule potenziell abschrecken könnten.
Das Problem heißt Kapitalismus!
Unser Interesse ist es, allen Menschen eine freie und gleiche Bildung zu ermöglichen, die sich an unseren Interessen und nicht am Interesse der Banken und Konzerne orientiert. Lernen an unserem Alltag orientieren, uns theoretisches Wissen und die praktische Überprüfung unseres Wissens mit auf den Weg geben.
Unser Ziel ist es, ein besseres Schulsystem, das polytechnische Schulsystem aufzubauen. In diesem System geht es darum, dass wir gemeinsam und voneinander lernen. Keine Gleichmacherei, sondern Chancengleichheit und Miteinander.
Wir alle würden von so einem Schulsystem profitieren: Nicht aufs Abstellgleis geschoben oder mit unseren Fähigkeiten alleine gelassen werden. Unsere Bildung soll nicht durch den Geldbeutel der Eltern bestimmt werden, sondern nach unseren Bedürfnissen.
In Kuba gibt es dieses Schulsystem, obwohl das Land auf dem Niveau eines Entwicklungslandes steht.
Woran liegt das? Warum haben wir nicht ein so fortschrittliches Schulsystem, wo wir doch in einem „reichen“ Land der Erde leben?
Die Antwort darauf liegt im System in dem wir leben.
Der Kapitalismus braucht die Schulen, die aussortieren und stressen, wie soll er sonst den Markt mit Arbeitskräften für Niedriglohn-Jobs oder Führungskräften organisieren? Alles funktioniert nach dem Willen des Marktes. Auf uns wird dabei keine Rücksicht genommen. Wir dürfen schwitzen ohne Ende und Bildung bekommen wir nur so viel, wie unsere Eltern Geld haben und wir uns „verdient“ haben. Wer arme Eltern hat, wird schwerer das Abi schaffen, wie ein Kind eines Superreichen, welches auf eine Elite-Privatschule geht.
Einen ausführlichen Vergleich der Bildungssysteme von Deutschland und Kuba findest du unter: www.berichteaushavanna.de/2015/05/27/bildungssysteme-im-vergleich-cuba-finnland-deutschland/
Nicht die LehrerInnen sondern der Kapitalismus ist das Problem!
Lehrkräfte sind aber nicht die, die an den Missständen schuld sind. Sie sind nicht das Problem, denn sie leiden auch unter dem Kapitalismus. So leiden 30% der Lehrkräfte unter Burnout, viele werden aufgrund von Stress und Druck psychisch krank und müssen deswegen oftmals in Frührente gehen, 63 Prozent der Lehrkräfte nehmen die Schwierigkeiten des Arbeitsalltags mit ins Privatleben mit. Wir kämpfen nicht gegen die Lehrkräfte, sondern gemeinsam mit ihnen gegen den Kapitalismus und für Verbesserungen an unseren Schulen!
Viele LehrerInnen schließen sich deshalb wie wir zusammen, beispielsweise in der Gewerkschaft GEW oder der DKP.
Weitere Infos findest du in unserem aktuellen Kampagnenvideo:
Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage:
Fakt 1: SMV
Viele Schülerinnen und Schüler fühlen sich von der SMV nicht vertreten. 14% der Schülerinnen und Schüler wissen überhaupt nicht was die SMV ist.
Doch liegt das daran das die Klassensprecher einfach zu Faul sind?
Nein! Es liegt vorallem daran das die Schulleitung keine Interesse daran hat, das es eine starke Schülervertretung gibt.
So ist es um einiges leichter Probleme zu vertuschen, kleinzureden oder auf die Schüler abzuwälzen.
Und Das merkt man auch in der Umfrage mehr als die Hälfte (280) aller Schüler füllen sich nicht durch die SMV vertreten und von diesen Wollen sich ca. 2/3(150) in die SMV einbringen.
Deshalb fordern wir das die SMV für alle Schülerinnen und Schüler geöffnet wird, damit jeder der sich einbringen möchte dort direkt einbringen kann.
Fakt 2: Toiletten
Über die Hälfte aller SchülerInnen sind mit dem Zusatzband der Toiletten gar nicht zufrieden. Nur 6 von ca. 250 Schülerinnen und Schülern finden die Toiletten gut. Das Thema kommt sehr oft bei uns zur Sprache, aber ständig werden wir Schülerinnen und Schüler für deren schlechten Zustand verantwortlich gemacht. Beispielsweise fällt regelmäßig die Spülung ab oder die Toiletten spülen überhaupt nicht mehr herunter.
Nicht selten kommt es zu Überschwemmungen der Toiletten.
Fakt 3: Hausaufgaben
Nur 15 Schülerinnen und Schülern gaben in der Umfrage an das die Zeit für ihre Hausaufgaben immer reiche. Das heißt, der große Rest kann die Hausaufgaben selten vollständig erledigen und hat somit Stress und kommt nicht mit. 10 % der SchülerInnen reicht die Zeit für ihre Hausaufgaben nie aus. Diese meisten Schülerinnen und Schüler sind komplett überfordert.
Fakt 4: Ruhe und Lernumgebung
115 SchülerInnen, das ist fast die Hälfte aller befragten Schülerinnen und Schülern, können nicht in Ruhe lernen. Dort hat der „Seewiesenweg“ wohl versagt. Die schlechten Räume, die übervollen Klassen und die mangelhafteste Ausstattung lassen sich eben nicht ständig mit Vorträgen zur „Geschaftkultur“ kaschieren.
Komplette Auswertung:
Die komplette Auswertung findet ihr hier: