{"id":157,"date":"2013-08-18T12:22:43","date_gmt":"2013-08-18T10:22:43","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj-netz.de\/bloglv-bawue\/?p=157"},"modified":"2013-08-18T12:22:43","modified_gmt":"2013-08-18T10:22:43","slug":"zum-gedenken-an-die-ermordung-ernst-thaelmanns-vor-69-jahren","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bawue.sdaj.org\/2013\/08\/18\/zum-gedenken-an-die-ermordung-ernst-thaelmanns-vor-69-jahren\/","title":{"rendered":"Zum Gedenken an die Ermordung Ernst Th\u00e4lmanns vor 69 Jahren"},"content":{"rendered":"
<\/a>von Otto Bruckner<\/em><\/p>\n An dieser Stelle dokumentieren wir den Artikel Otto Bruckners, Vorsitzender der Kommunistischen Initiative \u00d6sterreichs<\/a> und Gr\u00fcndungsmitglied der entstehenden Partei der Arbeit \u00d6sterreich<\/a>s<\/a> aus dem Jahr 2009.<\/em><\/strong><\/p>\n (Wir \u00fcbernehmen diesen Artikel von Theorie & Praxis: Sozialismus in Wissenschaft und Politik<\/a>)<\/p>\n Vor 65 Jahren, in der Nacht zum 18. August 1944 wurde der Hafenarbeiter, Abgeordnete, langj\u00e4hrige KPD-Vorsitzende und Revolution\u00e4r Ernst Th\u00e4lmann im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Th\u00e4lmann und seine KPD waren der kraftvollste und m\u00e4chtigste Widerpart zum aufsteigenden Faschismus in Deutschland. Die KPD der 1920-er und 1930-er Jahre war die st\u00e4rkste kommunistische Arbeiterpartei Westeuropas, und gerade deshalb ist es von Bedeutung, die Erinnerung an diese Partei und an die einzigartige Pers\u00f6nlichkeit ihres Vorsitzenden im Erbe der revolution\u00e4ren kommunistischen Bewegung lebendig zu halten.<\/p>\n \u201cErnst Th\u00e4lmann widmete sein Leben dem H\u00f6chsten der Menscheit: dem Kampf f\u00fcr ihre Befreiung von Ausbeutung und Unterdr\u00fcckung, f\u00fcr den Frieden zwischen den V\u00f6lkern, f\u00fcr den Kommunismus. Er war das Vorbild eines mit der Arbeiterklasse eng verbundenen Arbeiterf\u00fchrers\u2026\u201d beginnt das Vorwort zum noch in der DDR erschienenen Buch \u201cErnst Th\u00e4lmann. Eine Biographie\u201d\/1\/ Diese Charakterisierung eines Lebens das am 16. April 1886 in Hamburg begann und immer mit dem Proletariat verbunden blieb, beschreibt schon ganz gut die universellen F\u00e4higkeiten, Wirkungsbereiche und Charaktereigenschaften Ernst Th\u00e4lmanns.<\/p>\n Anstatt des gebr\u00e4uchlichen Verfahrens eines W\u00fcrdigungsartikels, einen m\u00f6glichst kompletten Abriss \u00fcber die Stationen eines Lebens zu schreiben, m\u00f6chte ich mich in dieser Arbeit auf die Darstellung einiger weniger Knotenpunkte der Geschichte, die mit Leben und Wirken Ernst Th\u00e4lmann eng verkn\u00fcpft sind, beschr\u00e4nken.\/2\/<\/p>\n Seine sozialen und politischen Wurzeln \u2013 dier er Zeit seines Lebens nie vergessen hat \u2013 hatte Ernst Th\u00e4lmann im Hamburger Proletariat. Er arbeitete als Hafenarbeiter, Seemann und Transportarbeiter. Er fand in Stil und Sprache stets den Zugang zu den Hirnen und Herzen der arbeitenden Menschen und pr\u00e4gte damit wesentlich den Aufstieg der KPD zur Massenpartei. Er war aber auch stets da, wenn er gebraucht wurde. Beeindruckend, wie rastlos Th\u00e4lmann jeden Arbeitskonflikt, jeden Streik aufmerksam verfolgte und bei nicht wenigen \u2013 besonders in seinem Hamburg \u2013 auch in der Zeit, wo er bereits in Berlin die Geschicke der gesamten KPD lenkte, pers\u00f6nlich als Organisator, Ratgeber und Helfer pr\u00e4sent war. Unter der F\u00fchrung von Ernst Th\u00e4lmann gelang es der KPD, ihren Masseneinfluss beachtlich zu steigern und mit ihrer offensiven Aktionseinheitspolitik auch der SPD zuzusetzen. Als Beispiel sei hier die Kampagne der KPD zur Enteignung der F\u00fcrsten angef\u00fchrt, die 1926 in einem von ihr per Volksbegehren erzwungenen Volksentscheid von mehr als einem Drittel der W\u00e4hlerinnen und W\u00e4hler unterst\u00fctzt wurde. Ernst Th\u00e4lmann war aber nicht nur Praktiker, seiner politisch-ideologischen Beharrlichkeit (die nat\u00fcrlich untrennbar mit seinem praktischen Wirken verbunden ist) ist der Aufstieg der KPD zur Massenpartei des deutschen Proletariats wesentlich zu verdanken. In den Richtungsk\u00e4mpfen Mitte der 1920er Jahre bezog Th\u00e4lmann (wie \u00fcbrigens auch Johann Koplenig in \u00d6sterreich) eine Position, die im allgemeinen von Lenins Theoriegeb\u00e4ude abgeleitet und als Zwei-Fronten-Kampf bezeichnet werden kann. Er wandte sich gegen ultralinke und realit\u00e4tsferne Phraseologie ebenso wie gegen Opportunismus. Erst nach \u00dcberwindung dieser Auseinandersetzung konnte sich die KPD entfalten und zum st\u00e4rksten Gegner des aufsteigenden Faschismus werden.<\/p>\n In der Kommunistischen Internationale (KI) bekleidete Ernst Th\u00e4lmann wichtige Funktionen. Als junger Kommunist nahm er bereits am 3. Weltkongress 1921 teil und konnte dort noch Lenin pers\u00f6nlich kennen lernen. Ab dem 4. Weltkongress 1924 geh\u00f6rte er dem Exekutivkomitee der KI an, und sp\u00e4ter dem Pr\u00e4sidium. Er bekleidete auch viele wichtige operative Funktionen in der sich als Weltpartei des Proletariats verstehenden KI und war an entscheidenden strategischen Entscheidungen beteiligt. Klassenauseinandersetzungen und Arbeitsk\u00e4mpfe in anderen L\u00e4ndern verfolgte er sehr aufmerksam und setzte auch oft praktische Schritte zu deren Unterst\u00fctzung. So setzte er sich vehement daf\u00fcr ein, dass die deutschen Hafenarbeiter die Verschiffung von Kohle nach England verweigerten, als sich die dortigen Bergarbeiter in einem lang andauernden Streik befanden.<\/p>\n Unerm\u00fcdlich bem\u00fchte sich Th\u00e4lmann um die Herstellung einer breiten Aktionseinheit gegen den Aufstieg der Faschisten. Die auf seinen Vorschlag hin ins Leben gerufene \u201cAntifaschistische Aktion\u201d erreichte zwar viele Unorganisierte und sozialdemokratische Arbeiter, nicht aber die F\u00fchrung der Sozialdemokratie. Der SPD-Spitze war (wie bei der Sozialdemokratie in der Geschichte so oft der Fall) ihr Paktieren mit den B\u00fcrgerlichen und ihr Antikommunismus wichtiger. Auf einen provokatorischen Aufmarsch der Nazis im J\u00e4nner 1933 vor dem Karl Liebknecht-Haus (der Zentrale der KPD) in Berlin folgte eine beeindruckende Antwort: \u201c\u2026am 25. J\u00e4nner demonstrierten 130.000 Berliner Arbeiter ihre Verbundenheit mit der KPD und ihrem Zentralkomitee F\u00fcr 16.30 Uhr hatte die Partei zu einem Protestmarsch der Antifaschisten gegen die Naziprovokation auf dem B\u00fclowplatz aufgerufen. Schon um 13.00 Uhr begannen sich bei 16-18 Grad K\u00e4lte die Arbeiterkolonnen in den Stra\u00dfen Berlins zu sammeln. Als Fanfarensignale den Aufmarsch er\u00f6ffneten, betraten Ernst Th\u00e4lmann und andere Mitglieder der Parteif\u00fchrung die Trib\u00fcne am Karl-Liebknecht-Haus, von brausenden „Rot Front!“-Rufen begr\u00fc\u00dft. \u00dcber vier Stunden lang marschierte der gro\u00dfe Zug der Antifaschisten am Hause des Zentralkomitees vorbei\u2026ein Ausdruck des Vertrauens zu Ernst Th\u00e4lmann und der Kampfbereitschaft der Arbeiter\u201d. \/3\/ Zur selben Zeit lie\u00df Goebbels die L\u00fcge verbreiten, Th\u00e4lmann bef\u00e4nde sich in Moskau\u2026 Durch die herbe Niederlage, die das faschistische Regime im Reichstagsbrand-Prozess gegen Georgi Dimitroff und andere vor der Welt\u00f6ffentlichkeit erlitt, vorgewarnt, hielten die Nazis Ernst Th\u00e4lmann zwar gefangen, z\u00f6gerten eine Anklage und damit eine Verhandlung aber stets hinaus, so dass es zu einer solchen auch nie kam. Th\u00e4lmann blieb von 1933 bis zu seiner Ermordung 1944 ein Gefangener der Faschisten. Internationale Solidarit\u00e4tskampagnen f\u00fcr seine Freilassung umspannten nahezu den ganzen Erdball. Auf Befehl Hitlers wurde er am 17. August 1944 in das KZ Buchenwald gebracht und dort noch in derselben Nacht ermordet.<\/p>\n \u201cDen faschistischen Gangstern werden wir die Ermordung des F\u00fchrers der Kommunistischen Partei Deutschlands nicht vergessen!\u201d schrieben deutsche Kommunisten in einem Gedenkartikel in der \u201cPrawda\u201d am 17. September 1944.<\/p>\n Georgi Dimitroff schrieb 1934: \u201c\u2026Es gen\u00fcgt nicht, revolution\u00e4res Temperament zu haben; du musst auch die Waffe der revolution\u00e4ren Theorie beherrschen. Aber es gen\u00fcgt nicht, rein theoretische Kenntnisse zu haben: Du musst in ununterbrochenem Kampf mit dem Klassenfeind, indem du die st\u00e4ndigen Schwierigkeiten und Gefahren \u00fcberwindest, in dir revolution\u00e4re Abh\u00e4rtung und Ausdauer, bolschewistischen Willen, Festigkeit und Hartn\u00e4ckigkeit zu erziehen verstehen. Es gen\u00fcgt nicht, zu wissen, was man f\u00fcr den Sieg des Kommunismus tun muss: Du musst auch den Mut haben, zu tun, was notwendig ist, musst stets bereit sein, um den Preis jeglicher Opfer das zu tun, was den Interessen der Arbeiterklasse dient. Du musst verstehen, dein Leben ganz den Interessen des Proletariats unterzuordnen. \/1\/ Ernst Th\u00e4lmann. Eine Biographie, Dietz Verlag, Berlin 1979, Autorenkollektiv. von Otto Bruckner An dieser Stelle dokumentieren wir den Artikel Otto Bruckners, Vorsitzender der Kommunistischen Initiative \u00d6sterreichs und Gr\u00fcndungsmitglied der entstehenden Partei der Arbeit \u00d6sterreichs aus dem Jahr 2009. (Wir […]<\/p>\n","protected":false},"author":70,"featured_media":158,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":""},"categories":[22],"tags":[],"yoast_head":"\nErnst Th\u00e4lmann. Eine W\u00fcrdigung<\/h3>\n
Der Arbeiter<\/h3>\n
\nSeine \u2013 mit der Rolle als Streikf\u00fchrer 1923 in Hamburg beginnenden \u2013 wichtigen Kampferfahrungen, seinen Mut, seine Entschlossenheit, aber vor allem seine Liebe zu seiner Klasse \u2013 machten ihn zu einer herausragenden Pers\u00f6nlichkeit der kommunistischen Bewegung.<\/p>\nDer Organisator<\/h3>\n
\nWesentlichen Anteil hatte Ernst Th\u00e4lmann auch am Aufbau des RFB (Roter Frontk\u00e4mpferbund), der als Gegengewicht gegen faschistische und revanchistische Vereinigungen gegr\u00fcndet wurde, und dessen Vorsitzender er auch war. So nahmen etwa im Mai 1926 in Berlin 50000 Teilnehmerinnen an einem RFB-Treffen teil, das von 300.000 Berlinern begeistert begr\u00fc\u00dft wurde.<\/p>\nDer Kommunist<\/h3>\n
<\/a><\/h3>\n
<\/h3>\n
Der Internationalist<\/h3>\n
Hitlers sch\u00e4rfster Gegner<\/h3>\n
\nF\u00fcnf Tage sp\u00e4ter wurde Hitler vom Reichspr\u00e4sidenten Hindenburg (der bei der Pr\u00e4sidentenwahl 1932 im zweiten Wahlgang von der SPD unterst\u00fctzt wurde) zum Reichskanzler berufen. Die reaktion\u00e4rsten, am meisten chauvinistischen, aggressivsten Kreise des deutschen Monopolkapitals errichteten ihre offen terroristische Gewaltherrschaft.
\nDie KPD schlug am selben Tag der SPD und den Gewerkschaften vor, gemeinsam zum Generalstreik f\u00fcr den Sturz der Hitler-Regierung aufzurufen und versuchte auch die Massen mit Flugbl\u00e4ttern f\u00fcr dieses Ziel zu mobilisieren, in denen die Hitler-Regierung als „die brutalste, unverh\u00fcllteste Kriegserkl\u00e4rung an die Werkt\u00e4tigen, an die deutsche Arbeiterklasse bezeichnet wird. Die F\u00fchrungen der SPD und der Gewerkschaften hielten am Antikommunismus fest, und gaben sich der Illusion hin, dass unter Hitler demn\u00e4chst noch freie Wahlen stattfinden w\u00fcrden, wo man ihn ja abw\u00e4hlen k\u00f6nne.
\nAlsbald wurde der Reichstag aufgel\u00f6st und der faschistische Terror gegen die gesamte Arbeiterbewegung setzte ein. Die KPD, die zu diesem Zeitpunkt eine Massenpartei mit 360.000 Mitgliedern und Millionen Sympathisierenden war, musste unter bereits eingeschr\u00e4nkter Legalit\u00e4t arbeiten. In dieser Situation des bereits einsetzenden Nazi-Terrors und der Verhaftung tausender Funktion\u00e4re und Mitglieder bereitete sich die KPD auf die Teilnahme an den f\u00fcr 5. M\u00e4rz angesetzten Reichstagswahlen vor. 4,8 Millionen W\u00e4hler stimmten an diesem Tag f\u00fcr die KPD. Sie errang damit 12,3 Prozent und 81 Mandate, die von den Faschisten umgehend annulliert wurden. Auch Ernst Th\u00e4lmann wurde wiederum zum Abgeordneten gew\u00e4hlt. Er befand sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits in Gefangenschaft. Am 3. M\u00e4rz hatten ihn \u2013 der bereits seit einiger Zeit untergetaucht war und von einem Spitzel verraten wurde \u2013 Polizisten verhaftet.<\/p>\nTh\u00e4lmanns Verm\u00e4chtnis<\/h3>\n
\nDer wahre proletarische Revolution\u00e4r ist eine lebendige Verk\u00f6rperung der revolution\u00e4ren Theorie, die sich in untrennbarem Zusammenhang mit der revolution\u00e4ren Praxis des k\u00e4mpfenden Proletariats formiert. Das Musterbeispiel eines solchen proletarischen Revolution\u00e4rs ist gerade der F\u00fchrer der deutschen Arbeiter, Ernst Th\u00e4lmann. Er ist Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der deutschen Arbeiterklasse und des gesamten Proletariats.\u201d\/4\/<\/p>\n
\n\/2\/ Hier sei nochmals auf die gr\u00fcndliche Arbeit des Autorenkollektivs in oben zitiertem Buch verwiesen. Eine kurz gefasste und \u00fcbersichtliche Darstellung des Lebens und Wirkens Ernst Th\u00e4lmanns findet sich in einem Artikel von G\u00fcnther Ackermann im Internet: Ein nie gebrochener F\u00fchrer seiner Klasse [http:\/\/www.kommunisten-online.de\/historie\/ernst_thaelmann1.htm#16.%20April].
\n\/3\/ Zit. nach Ernst Th\u00e4lmann. Eine Biographie, Seite 639
\n\/4\/ Georgi Dimitroff: Retten wir Genossen Th\u00e4lmann!, Ausgew\u00e4hlte Schriften, Band 2, Seite 486<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"