{"id":1969,"date":"2013-02-03T22:05:06","date_gmt":"2013-02-03T22:05:06","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj-netz.de\/ov-tuebingen\/?p=285"},"modified":"2013-02-03T22:05:06","modified_gmt":"2013-02-03T22:05:06","slug":"1200-antifaschist_innen-gedenken-dem-mossinger-generalstreik","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bawue.sdaj.org\/2013\/02\/03\/1200-antifaschist_innen-gedenken-dem-mossinger-generalstreik\/","title":{"rendered":"1200 Antifaschist_innen erinnern an den M\u00f6ssinger Generalstreik!"},"content":{"rendered":"
\t\t\t\t<\/a>1200 Antifaschist_innen haben am Samstag trotz eisiger Temperaturen mit einer Demonstration an den M\u00f6ssinger Generalstreik von vor 80 Jahren gedacht. Wir m\u00f6chten an dieser Stelle allen Menschen herzlich danken, die ihren Respekt f\u00fcr die mutigen M\u00f6ssinger Arbeiter_innen auf die Stra\u00dfe getragen haben – auch heute ist es wichtig, dass antifaschistische Protest in der \u00d6ffentlichkeit un\u00fcberh\u00f6rbar gemacht wird! Au\u00dferdem gehen unser Dank und unsere solidarischen Gr\u00fc\u00dfe an alle, die in den letzten Wochen und Monaten im Rahmen des Demob\u00fcndnisses bei den Vorbereitungen und der Mobilisierung geholfen haben!<\/p>\n Ein vorl\u00e4ufiger Bericht in Form einer Fotoreportage<\/a> findet sich hier. (Danke an die Verfasser_innen der Antispe T\u00fcbingen!)<\/p>\n Die Lokalzeitung Schw\u00e4bisches Tagblatt berichtete mit einem Artikel<\/a> und einem Videobeitrag<\/a>.<\/p>\n Der SWR sendete in der abendlichen Landesschau einen kurzen Bericht<\/a>.<\/p>\n Auch die marxistische Tageszeitung Junge Welt berichtete \u00fcber die Demo und druckte ein Foto ab: Auf die Stra\u00dfe<\/a>. Schon im Vorfeld hatte die jw mit mehreren Artikeln ausf\u00fchrlich \u00fcber den Jahrestag, seinen Kontext sowie die diversen Diffamierungen aus dem konservativen Lager berichtet: Hitler und die CDU<\/a> – Heraus zum Massenstreik<\/a> – Ausstellung und Demonstration<\/a><\/p>\n Im Folgenden dokumentieren wir die Rede der Vertreter_innen des antifaschistischen Jugendblocks, gehalten auf der Abschlusskundgebung vor der Langass-Turnhalle, dem Ausgangspunkt der Generalstreiksdemonstration von 1933 und wichtigsten Treffpunkt der M\u00f6ssinger Arbeiter_innenbewegung in den 20er und 30er jahren.<\/p>\n Liebe M\u00f6ssinger_innen, Liebe Kolleg_innen aus den Gewerkschaften, Liebe Antifaschist_innen, Liebe Genoss_innen<\/b><\/span><\/span><\/span><\/p>\n \u201eHeraus zum Massenstreik!\u201c. Unter dieser Parole beschlossen die Arbeiter_innen aus M\u00f6ssingen und Umgebung vor 80 Jahren den Nazis die Stirn zu bieten. Leider blieben sie mit ihrer Aktion allein. Zum Teil, weil Gleichgesinnte in anderen Teilen Deutschlands zu diesem Zeitpunkt bereits durch Polizei und SA von den Stra\u00dfen gepr\u00fcgelt worden waren; zum Teil, weil nicht in allen St\u00e4dten Deutschlands die n\u00f6tige Einigkeit und Entschlossenheit innerhalb der Arbeiterbewegung herrschte \u2013 vielleicht aber auch, und das haben die alten Generalstreiker_innen immer besonders gerne betont, weil hier ein besonders eigensinniges und widerst\u00e4ndiges V\u00f6lkchen lebte.<\/span> H\u00e4ufig, wenn es heute in der \u00d6ffentlichkeit um den M\u00f6ssinger Generalstreik geht, ist im R\u00fcckblick von \u201eeinfachen\u201c oder sogar etwas \u201eeinf\u00e4ltigen\u201c Menschen die Rede. Ganz so, als w\u00fcssten jene, die heute die Geschichte dieser Menschen schreiben, besser dar\u00fcber bescheid, was damals richtig und was falsch, was damals m\u00f6glich und was Tr\u00e4umerei gewesen ist. F\u00fcr uns ist klar, dass eben diesen vermeintlich \u201eeinfachen\u201c Menschen heute unsere ganze Sympathie geh\u00f6rt \u2013 und es erf\u00fcllt uns mit Trauer, dass an diesem 80. Jahrestag keinE lebendeR Zeitzeug_in mehr unter uns sein kann. Es waren n\u00e4mlich genau diese \u201eeinfachen\u201c Menschen, Weberinnen, Zuschneider, N\u00e4herinnen, Maurer, Glaser, Schreiner, Zimmerleute und Kleinb\u00e4uerinnen, die am 31. Januar vor 80 Jahren mehr Weitblick, mehr Mut und mehr Entschlossenheit bewiesen haben, als all die gro\u00dfen M\u00e4nner, die angeblich seit je her die Geschichte machen. Diesen \u201eeinfachen\u201c Leuten gilt heute unser Gedenken!<\/span><\/span><\/p>\n <\/a><\/p>\n Als eine neue Generation von jungen Antifaschist_innen betrachten wir es als unsere Pflicht, von den K\u00e4mpfer_innen von gestern f\u00fcr die K\u00e4mpfe von heute und morgen zu lernen. Wir k\u00f6nnen von ihnen lernen, nicht weg zu schauen, nicht die Augen zu verschlie\u00dfen vor Unrecht, Verfolgung und Tyrannei. Wir k\u00f6nnen von ihnen lernen, was Unerschrockenheit, Opferbereitschaft und Solidarit\u00e4t bedeuten. Wir k\u00f6nnen von ihnen lernen, wie wichtig Organisation und Zusammenhalt sind \u2013 nicht nur im Wort, sondern auch in der Tat. Sie haben damals den politischen Streik als ihre Waffe gew\u00e4hlt \u2013 es ist an uns, uns diese Waffe auch f\u00fcr die Zukunft wieder zu erk\u00e4mpfen!<\/span><\/span><\/p>\n \u201eDer Scho\u00df ist fruchtbar noch, aus dem das kroch\u201c, sagte Bertolt Brecht kurz nach Ende des Krieges. Damit wollte er seine Zeitgenoss_innen vor der M\u00f6glichkeit einer neuen faschistischen Gefahr warnen. Diese Warnung hat heute nichts von ihrer Aktualit\u00e4t verloren. Wir leben in einem Staat, der bei jeder Gelegenheit marschierenden Neonazis die Stra\u00dfen frei pr\u00fcgelt. Engagement gegen Faschismus und Rassismus wird systematisch verfolgt, kriminalisiert und in der \u00d6ffentlichkeit diffamiert. Und all das geschieht im selben Land, in dem eine neonazistische Terrorgruppe namens NSU jahrelang unter der sch\u00fctzenden Hand des sogenannten Verfassungsschutzes Menschen ermorden konnte. <\/span><\/span><\/p>\n Wenn es nach den Herrschenden geht, steht der Feind nat\u00fcrlich immer links \u2013 und das gilt heute genau so, wie vor 80 Jahren. Die Nazis haben sich damals nicht an die Macht geputscht, sondern sie wurden von der herrschenden Klasse an die Macht bef\u00f6rdert. Nicht zuletzt, weil sie versprochen hatten, den Marxismus und die Arbeiterbewegung \u201emit Stumpf und Stiel\u201c auszul\u00f6schen. Um so erschreckender ist es, dass heute wieder vermehrt Stimmen laut werden \u2013 auch hier in M\u00f6ssingen \u2013 die Nazis und Kommunist_innen auf eine Stufe stellen wollen. Jene, die heute vom sogenannten rechten und linken Extremismus reden, als seien es zwei Seiten einer Medaille, stellen sich damit nicht nur in eine Traditionslinie mit denen, die damals, vor 80 Jahren, zuhause geblieben sind und nichts vom Widerstand wissen wollten, sondern sie stehen letztlich in einer Traditionslinie mit jenen Kr\u00e4ften, die damals den Nazis an die Macht geholfen haben. Wir wehren uns gegen jede Geschichtsverdrehung, die zu verschleiern versucht, dass der Faschismus in Wirklichkeit ein Herrschaftsinstrument des Kapitalismus war und aus der Mitte der b\u00fcrgerlichen Gesellschaft kam.<\/span><\/span><\/p>\n\n