{"id":2043,"date":"2015-02-28T08:11:36","date_gmt":"2015-02-28T08:11:36","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj-netz.de\/ov-tuebingen\/?p=810"},"modified":"2015-02-28T08:11:36","modified_gmt":"2015-02-28T08:11:36","slug":"sdaj-tuebingen-bei-one-billion-rising","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bawue.sdaj.org\/2015\/02\/28\/sdaj-tuebingen-bei-one-billion-rising\/","title":{"rendered":"SDAJ T\u00fcbingen bei One Billion Rising"},"content":{"rendered":"

Weltweit wird jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens vergewaltigt oder geschlagen. Trotz dieses erschreckenden Ausma\u00dfes werden die Opfer von \u00dcbergriffen h\u00e4ufig mit der Bew\u00e4ltigung der Tat allein gelassen. Anstatt anzuerkennen, dass es sich um ein gesellschaftliches Problem handelt, wird Gewalt gegen Frauen als \u201eindividuelles Pech\u201c oder \u201eerschreckender Einzelfall\u201c dargestellt \u2013 und manchmal wird sogar den Opfern die Schuld f\u00fcr das Verbrechen gegeben. <\/span><\/p>\n

Die weltweite Demonstration \u201eOne Billion Rising\u201c macht auf diese Missst\u00e4nde aufmerksam. Sie findet seit 2013 jedes Jahr am 14. Februar statt. Die Teilnehmenden protestieren gegen Gewalt an Frauen und zeigen ihre Solidarit\u00e4t mit den Betroffenen.<\/span><\/p>\n

F\u00fcr uns als SDAJ ist klar, dass wir diese Demonstration unterst\u00fctzen. Wir sehen Gewalt an Frauen als gesellschaftliches Problem und nicht als nat\u00fcrliche Gegebenheit. Darum denken wir, dass man die Gesellschaft ver\u00e4ndern muss, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern.
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Gemeinsam mit den anderen TeilnehmerInnen sammelten wir uns daher am 14. Februar ab 16 Uhr auf dem Europaplatz. Von dort ging es los in Richtung Marktplatz. Mit unserem blauen \u201eFight-for-your-Rights!\u201c-Transparent liefen wir im hinteren Teil der Demonstration und verteilten unser Flugblatt (s. unten). Dabei ergaben sich viele interessante Gespr\u00e4che mit anderen TeilnehmerInnen. <\/span><\/p>\n

Die Demonstration machte jeweils Zwischenstopps auf der Neckarbr\u00fccke und dem Holzmarkt, wo einige TeilnehmerInnen den Tanz auff\u00fchrten, der eigens f\u00fcr One Billion Rising entwickelt wurde. Auf der Strecke dazwischen sorgte die Samba-Gruppe ordentlich f\u00fcr Stimmung. Die Abschlusskundgebung fand schlie\u00dflich auf dem Marktplatz vor dem Rathaus statt, wo trotz K\u00e4lte mehrere Hundert Personen teilnahmen. <\/span><\/p>\n

Wir freuen uns, dass diese Aktion in T\u00fcbingen stattfindet und bedanken uns bei den VeranstalterInnen f\u00fcr die Organisation. Wir denken aber, dass die Ausrichtung von One Billion Rising \u2013 Tanzen, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen und f\u00fcr sich selbst Energie zu sch\u00f6pfen \u2013 die Gewalt nicht verhindern wird. Eben weil es sich nicht um ein individuelles, sondern ein strukturelles Problem handelt, muss der Kampf gegen Frauenunterdr\u00fcckung ein Adressat haben: Den kapitalistischen Staat und das von ihm protegierte Wirtschaftssystem. Frauenunterdr\u00fcckung ist kein Naturgesetz \u2013 wir fordern Gleichberechtigung auf allen Ebenen! Und daf\u00fcr sind wir auch n\u00e4chstes Jahr wieder mit dabei wenn es hei\u00dft: Schluss mit seelischer und k\u00f6rperlicher Gewalt an M\u00e4dchen und Frauen! Hoch die internationale Solidarit\u00e4t!<\/span><\/p>\n

Du hast Lust, dich politisch zu engagieren oder m\u00f6chtest mit uns \u00fcber unsere Positionen diskutieren? Dann melde dich unter\u00a0 kontakt@tuebingen.sdaj-bawue.de . Wir freuen uns auf Dich!<\/span><\/p>\n

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SDAJ T\u00fcbingen Flyer bei One Billion Rising<\/p>\n

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One billion rising against patriarchy!<\/span><\/strong><\/p>\n

Gewalt gegen Frauen ist kein individuelles \u201ePech\u201c sondern hat System. Es hilft daher nicht, nur an das \u201eMitgef\u00fchl\u201c von M\u00e4nnern pers\u00f6nlich zu appellieren, sondern das Problem muss als Folgeproblem dieser Gesellschaft, dieser Wirtschaftsform und des Staates der sie absichert, verstanden und bek\u00e4mpft werden:<\/span><\/p>\n

Im Kapitalismus werden klassische Frauenberufe (z.B. Erzieher*in,Pflegeberufe, Kassierer*in) \u00e4u\u00dferst schlecht bezahlt<\/b>, sodass f\u00fcr diese Kolleginnen und Kollegen ein eigenst\u00e4ndiges Leben mit Kindern nicht m\u00f6glich ist. Auch in besser bezahlten Berufen haben Frauen schlechtere Chancen: In Bewerbungsverfahren wird eine m\u00f6gliche Schwangerschaft als Risiko gewertet und sp\u00e4ter f\u00fchrt die \u201eBabypause\u201c, die meist von Frauen genommen wird, zu einem Wettbewerbsnachteil gegen\u00fcber den Kollegen. Aus diesen Gr\u00fcnden ergibt sich zwischen M\u00e4nnern und Frauen ein Einkommensunterschied von durchschnittlich 22%. Frauen fungieren im Kapitalismus h\u00e4ufig als Lohndr\u00fccker*innen, was sich negativ auf alle L\u00f6hne auswirkt. Billige Frauenarbeit liegt also im Interesse der Konzerne, um die Arbeiter*innenklasse zu spalten. <\/span><\/p>\n

Die wirtschaftlichen Verh\u00e4ltnisse f\u00f6rdern also weibliche Abh\u00e4ngigkeit und begr\u00fcnden somit ein Machtverh\u00e4ltnis zwischen den Geschlechtern was letztendlich auch physische und verbale Gewalt gegen\u00fcber Frauen beg\u00fcnstigt. Diese Ungerechtigkeit l\u00e4sst sich nur aufrechterhalten, weil frauenfeindliche Vorstellungen immer noch tief in der Gesellschaft verankert sind. Sexismus erf\u00fcllt f\u00fcr den Kapitalismus also eine wichtige Funktion. Deshalb kann er auch nur durch die Abschaffung des Kapitalismus endg\u00fcltig verschwinden.<\/span><\/p>\n

Alltagssexismus und Macho-Gehabe sind in der Gesellschaft und den K\u00f6pfen verankert. <\/b>Bel\u00e4stigungen in der \u00d6ffentlichkeit und sexistische Spr\u00fcche im Bekanntenkreis werden als \u201eFlirten\u201c oder \u201eWitze\u201c entschuldigt und wer einen kurzen Rock tr\u00e4gt, soll ja bekanntlich selbst schuld sein. In einer solchen T\u00e4tergesellschaft werden T\u00e4ter entschuldigt und Opfern wird die Schuld zugeschoben. <\/span><\/p>\n

Fast alle Gewaltverbrechen passieren in Beziehungen<\/b> Die Frauen kennen die T\u00e4ter also schon vorher (Partnerschaft, Familie, Arbeitskollegen, Bekanntenkreis). Die Hemmschwelle sich zu wehren oder Anzeige zu erstatten ist in diesen F\u00e4llen noch h\u00f6her. Institutionen wie Frauenh\u00e4user k\u00f6nnen hier helfen doch sind – wie so viele soziale Einrichtungen – chronisch unterbezahlt. Was keinen Profit abwirft, hat im Kapitalismus nat\u00fcrlich keine Priorit\u00e4t. Auch in T\u00fcbingen fehlt momentan eine Beratungsstelle f\u00fcr Opfer sexualisierter Gewalt. Ob die Stadt hierf\u00fcr einen Zuschuss gew\u00e4hrt, ist noch nicht sicher. <\/span><\/p>\n

Der Staat in dem wir leben schafft nicht die rechtlichen Bedingungen, um Frauen vor Gewalt zu sch\u00fctzen. <\/b>Rechtliche Verbesserungen mussten schon immer gegen einen patriarchalen Staat erk\u00e4mpft werden. Beispiele hierf\u00fcr sind das Wahlrecht f\u00fcr Frauen oder die strafrechtliche Verfolgung von Vergewaltigungen in der Ehe. Erst seit 1997(!) gilt dies als eine Straftat! <\/span><\/p>\n

Und auch heute noch f\u00fchrt der umstrittene \u00a7 177 StGB dazu, dass die allermeisten Vergewaltigungen straflos bleiben. \u201eNein!\u201c sagen oder Weinen gelten nicht als ausreichende Gegenwehr. Nur wenn die Opfer schwere Verletzungen vorzuweisen haben, kann eine Vergewaltigung zur Verurteilung f\u00fchren. 2012 f\u00fchrten daher nur 8,4%(!) der angezeigten Vergewaltigungen zu Verurteilungen. Und: Verbale Bel\u00e4stigung oder Stalking kann man nicht einmal anzeigen!<\/span><\/p>\n

Wir fordern:<\/span><\/p>\n