Liebe Genossinnen und Genossen, Freundinnen und Freunde,<\/p><\/blockquote>\n
warum sollen wir im Jahr 2015 \u00fcberhaupt noch gegen Frauenunterdr\u00fcckung auf die Stra\u00dfe gehen? Sind Frauen in Deutschland nicht schon l\u00e4ngst emanzipiert? Das Wahlrecht ist l\u00e4ngst erk\u00e4mpft, wir d\u00fcrfen uns ausbilden lassen, studieren und \u2013 zumindest in der Theorie \u2013 alles werden, was wir wollen, ob Mechanikerin, Professorin oder Managerin. Wir werden heute nicht mehr kriminalisiert, wenn wir uns das Recht auf ein selbstbestimmtes Sexualleben au\u00dferhalb der Ehe herausnehmen. Schwangerschaftsabbr\u00fcche m\u00fcssen heute nicht mehr illegal und lebensgef\u00e4hrlich in dunklen Hinterzimmern durchgef\u00fchrt werden. Sogar das Milit\u00e4r, neben der Kirche eine der \u00e4ltesten M\u00e4nnerbastionen, hat mittlerweile seine Tore f\u00fcr das angeblich \u201eschwache Geschlecht\u201c ge\u00f6ffnet. Glaubt man der Image-Propaganda von Kriegsministerin Ursula von der Leyen, dann wimmelt es in der Bundeswehr geradezu von schwer bewaffneten, gut aussehenden jungen Frauen in Uniform, die Auslandseins\u00e4tze in der Kampfzone, Karriere an der Bundeswehr-Uni und kinderreiche Gro\u00dffamilie spielend unter einen Hut bekommen. Und selbst die Kanzlerin, die die Kriegseins\u00e4tze dieser emanzipierten jungen Soldatinnen auf h\u00f6chster Ebene plant, ist eine Frau. Gek\u00e4mpft wird nat\u00fcrlich nicht f\u00fcr die Profitinteressen deutscher Banken und Konzerne, sondern f\u00fcr Demokratie und Frauenrechte in Afghanistan. So weit, so erfreulich.<\/p>\n
Aber geh\u00f6rt dann der internationale Frauentag nicht l\u00e4ngst auf den M\u00fcllhaufen der Geschichte? Ist die umfassende Emanzipation der Frau nicht schon lang eine soziale Wirklichkeit? Weit gefehlt! Ein kritischer Blick hinter die bunte Propagandakulisse zeigt: in Wirklichkeit sieht das Bild wesentlich d\u00fcsterer aus.<\/p>\n
Klassische Rollenbilder sind wieder auf dem Vormarsch, Alltagssexismus begegnet uns nahezu \u00fcberall und auch auf dem Arbeitsmarkt ist die Situation f\u00fcr Frauen in der Regel deutlich schlechter als f\u00fcr M\u00e4nner. Frauen verdienen durchschnittlich immer noch etwa 23% weniger als M\u00e4nner und \u00fcberdurchschnittlich viele Frauen befinden sich in prek\u00e4ren Arbeitsverh\u00e4ltnissen.<\/p>\n
Die geringf\u00fcgige Besch\u00e4ftigung im Erwerbsleben wirkt sich katastrophal auf die Rente aus: Frauen erhalten im Durchschnitt 59% weniger Rente als M\u00e4nner. Altersarmut und weitere Minijobs sind keine Seltenheit f\u00fcr Frauen,um im Alter mehr schlecht als Recht \u00fcber die Runden zu kommen. Es bleibt au\u00dferdem eine traurige und schockierende Tatsache, dass jede dritte Frau weltweit in ihrem Leben Opfer einer Vergewaltigung oder sexualisierter Gewalt wird. Die T\u00e4ter stammen fast immer aus dem engeren sozialen Umfeld. H\u00e4usliche Gewalt geh\u00f6rt f\u00fcr Frauen zu den statistisch gr\u00f6\u00dften Gesundheitsrisiken und mit zu den h\u00e4ufigsten Todesursachen. Mehr als genug Grund also, um sich zu wehren!<\/p>\n
Was n\u00fctzen uns Frauenquoten in Konzernvorst\u00e4nden und weibliche SpitzenpolitikerInnen, wenn den meisten von uns das Geld zum Leben nicht reicht, wir unsere prek\u00e4ren Jobs sofort wieder verlieren, wenn wir schwanger werden oder wir nach der Schwangerschaft keinen Job mehr finden, weil es weit und breit keine Kitapl\u00e4tze gibt?<\/p>\n
Die Verh\u00e4ltnisse sind nicht zuf\u00e4llig so eingerichtet, sondern sie haben System \u2013 und das Kapital hat gro\u00dfes Interesse daran, dass sie auch so bleiben. Im Kapitalismus sorgt die soziale Schlechterstellung der Frauen daf\u00fcr, dass der Gro\u00dfteil der unbezahlten Reproduktionsarbeit im Haushalt auf Frauen abgew\u00e4lzt wird, au\u00dferdem bringt sie Frauen als Lohndr\u00fcckerinnen gegen\u00fcber ihren m\u00e4nnlichen Kollegen in Stellung. Die kapitalistischen Verh\u00e4ltnisse zwingen Frauen in die \u00f6konomische Abh\u00e4ngigkeit von M\u00e4nnern. Hier liegen nicht nur die sozialen Ursachen f\u00fcr die fortschreitende Prekarisierung der weiblichen Arbeiterklasse, sondern es sind eben diese Verh\u00e4ltnisse, die Sexismus, sexuelle Ausbeutung von Frauen und sexualisierte Gewalt hervorbringen.<\/p>\n
Diese Unterdr\u00fcckung und doppelte Ausbeutung der Frauen im Kapitalismus beruht nicht auf einer unver\u00e4nderlichen Naturnotwendigkeit, wie uns b\u00fcrgerlich-konservative Ideologen seit Jahrhunderten glauben machen wollen. Genau so wenig handelt es sich bei Sexismus und Frauenunterdr\u00fcckung aber um ein rein ideologisches Problem, ein soziales \u201eKonstrukt\u201c, das man einfach \u201edekonstruiern\u201c, wegkritisieren oder durch geschlechtsneutrale Sprachregelungen aus der Welt schaffen k\u00f6nnte, wie Teile des b\u00fcrgerlich-postmodernen Feminismus behaupten.<\/p>\n
F\u00fcr uns als Kommunistinnen und Kommunisten muss klar sein, dass es sich bei den Geschlechterverh\u00e4ltnissen im Kapitalismus um soziale Verh\u00e4ltnisse handelt, die nur grundlegend ge\u00e4ndert werden k\u00f6nnen, wenn sich die Gesellschaft grundlegend \u00e4ndert. Die Geschlechterfrage kann nicht losgel\u00f6st von der sozialen Frage, nicht losgel\u00f6st von unserer revolution\u00e4ren Perspektive behandelt werden. Alexandra Kollontai, Weggef\u00e4hrtin Lenins und eine der wichtigsten K\u00e4mpferinnen der Oktoberrevolution, hat es auf den Punkt gebracht: „Ohne Sozialismus keine Befreiung der Frau – ohne Befreiung der Frau kein Sozialismus!“<\/p>\n
Heute trennt uns ein scheinbar un\u00fcberwindbar weiter Weg von diesem Ziel. Umso wichtiger ist es, dass wir all unsere Kraft, all unseren Kampfgeist und all unseren Mut zusammen nehmen, und uns wieder auf den Weg machen. Unsere Bewegung muss wieder st\u00e4rker und j\u00fcnger werden. Deshalb braucht ihr als Partei uns \u2013 den kommunistischen Jugendverband \u2013 in dem junge Menschen zu einer neuen Generation von K\u00e4mpferinnen und K\u00e4mpfern f\u00fcr unsere gemeinsame Sache heranwachsen. Und dazu brauchen wir euch, euren Erfahrungsschatz, euer Wissen und eure tatkr\u00e4ftige Unterst\u00fctzung.<\/p>\n
Es gibt keine revolution\u00e4re Perspektive ohne eine starke und k\u00e4mpferische Arbeiterbewegung. Es gibt keine revolution\u00e4re Perspektive ohne klassenorientierte Gewerkschaften, die anstatt von den gemeinsamen Interessen sogenannter \u201eSozialpartner\u201c zu schwadronieren, konsequent das Interesse der breiten Masse der lernenden und arbeitenden Menschen vertreten. Es gibt keine revolution\u00e4re Perspektive ohne breite Widerstandsbewegungen auf der Stra\u00dfe, die sich Faschismus, Krieg und den Angriffen des Kapitals auf unsere sozialen Rechte entgegenstellen. Und es gibt erst recht keine revolution\u00e4re Perspektive ohne eine Kommunistische Partei, die stark und entschlossen genug ist, sich in diesen K\u00e4mpfen als Avantgarde zu beweisen und vom blo\u00dfen Widerstand in die Offensive \u00fcberzugehen.<\/p>\n
Und zu guter Letzt: Ohne revolution\u00e4re Perspektive gibt es auch keine Befreiung der Frau \u2013 lasst uns also gemeinsam f\u00fcr die Wiedergewinnung dieser Perspektive k\u00e4mpfen!<\/p>\n
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Am 7. M\u00e4rz fand anl\u00e4sslich des j\u00e4hrlichen Frauenkampftages am 8. M\u00e4rz eine Kundgebung in T\u00fcbingen statt. Bei der mehrst\u00fcndigen Veranstaltung auf dem Holzmarkt waren viele verschiedene T\u00fcbinger Gruppen mit Info-Tischen, […]<\/p>\n","protected":false},"author":70,"featured_media":1496,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":""},"categories":[1],"tags":[41],"yoast_head":"\n
8. M\u00e4rz: Bericht vom Frauentag 2015 - SDAJ Baden-W\u00fcrttemberg<\/title>\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\n\t\n\t\n\t\n\n\n\n\t\n\t\n\t\n