{"id":2056,"date":"2015-05-18T21:55:03","date_gmt":"2015-05-18T21:55:03","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj-netz.de\/ov-tuebingen\/?p=904"},"modified":"2015-05-18T21:55:03","modified_gmt":"2015-05-18T21:55:03","slug":"organisiert-euch-2","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bawue.sdaj.org\/2015\/05\/18\/organisiert-euch-2\/","title":{"rendered":"Organisiert euch!"},"content":{"rendered":"
Was wir gerne noch gesagt h\u00e4tten… <\/b><\/span><\/span><\/p>\n Am 6. Mai 2015 waren wir auf folgender Veranstaltung des T\u00fcbinger Infoladens eingeladen:<\/span><\/span><\/p>\n Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft?! <\/b><\/span><\/span> Link(sradikal)e Organisierungen stellen sich vor.<\/b><\/span><\/span><\/p>\n Ist die Zeit der autonom-selbstorganisierten Kleingruppen und Netzwerke vorbei? In den letzten paar Jahren ist eine Wiederkehr der Organisierungsdebatte in der (radikalen) Linken zu beobachten. Bundesweit wie auch lokal in T\u00fcbingen gr\u00fcnden sich neue Gruppen nicht als eigenst\u00e4ndige Kleingruppen, sondern schlie\u00dfen sich neuen oder schon lange bestehenden Organisierungen an. Wir haben mehrere Gruppen eingeladen und wollen erfahren, warum sich heutzutage (junge) radikale Linke in der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) oder der Sozialistischen Jugend – die Falken zusammenfinden. Was bringt Leute dazu, sich in neue, zeitraubende Organisierungsdebatten der interventionistischen Linken (iL) zu begeben oder sich bei Ums Ganze zu organisieren? Und warum gibt es schon lange bestehende Gruppen mit ganz eigener Geschichte und Struktur, wie die T\u00fcbinger Gruppe ZAK (die dem BUKO nahesteht) und die Frauengruppe Zumutung, sowie eigenst\u00e4ndige Antifa-Gruppen wie die ART und was halten diese von den aktuellen Organisierungsbestrebungen?<\/span><\/span> (Veranstaltungsank\u00fcndigung der Infoladengruppe T\u00fcbingen)<\/i><\/span><\/span><\/p>\n \n Da auf dem Podium f\u00fcr die Beantwortung jedes der drei Fragekomplexe nur jeweils drei Minuten zur Verf\u00fcgung standen, musste vieles ungesagt und unbeantwortet bleiben. Das wurde nicht zuletzt durch die vielen Fragen deutlich, die uns nach Ende des Podiums noch gestellt wurden. Deshalb haben wir uns entschieden, die Antworten, die wir mit etwas mehr Zeit und Ruhe gerne gegeben h\u00e4tten, in Form eines Interviews zu verschriftlichen und \u00f6ffentlich zug\u00e4nglich zu machen. <\/span><\/span> An dieser Stelle nochmal vielen Dank f\u00fcr die Einladung sowie f\u00fcr die Fragen, die Kritik und nat\u00fcrlich den Support aus dem Publikum! Viel Spa\u00df beim Lesen.<\/span><\/span><\/p>\n Runde 1:<\/b><\/u> <\/b>Wer seid ihr und seit wann gibt es Euch? Vor welchem politischen Hintergrund und mit welcher Zielsetzung habt Ihr Euch gegr\u00fcndet?<\/b><\/span><\/span> Die SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) gibt es seit Mai 1968. Entstanden ist unsere Organisation aus der Lehrlingsbewegung, damals als marxistischer Jugendverband haupts\u00e4chlich f\u00fcr Sch\u00fclerInnen und Azubis. Zum Zeitpunkt der \u201eStudentenrevolte\u201c von <\/span><\/span>1968 waren Tausende linke Studis im SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) organisiert. F\u00fcr Sch\u00fclerInnen gab es damals au\u00dferdem noch die <\/span><\/span>Assoziation unabh\u00e4ngiger sozialistischer Sch\u00fcler (AUSS). <\/span><\/span><\/span>Als der SDS aus der SPD ausgeschlossen wurde und sich immer mehr in einen \u201eantiautorit\u00e4ren\u201c und einen eher \u201eorthodox-marxistischen\u201c Fl\u00fcgel aufspaltete, setzte ein regelrechter Gr\u00fcndungsboom neuer linker Gruppen und Organisationen ein.<\/span><\/span><\/p>\n Obwohl es damals eine wachsende und sehr k\u00e4mpferische Lehrlingsbewegung gab, blieb der linke Gr\u00fcndungsboom erstmal auf das akademische Milieu beschr\u00e4nkt. Einen sozialistischen Jugendverband f\u00fcr Arbeiterjugendliche gab es nicht. Diese L\u00fccke wurde dann durch die Gr\u00fcndung der SDAJ geschlossen. Damals waren die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und die FDJ (Freie Deutsche Jugend) in der BRD seit \u00fcber zehn Jahren verboten. Das hei\u00dft die Gr\u00fcndung der SDAJ war auch eine Art Testballon f\u00fcr die KommunistInnen in Westdeutschland, um auszuloten, was dieser Staat in dem durch die Studentenbewegung ver\u00e4nderten gesellschaftlichen Klima nun tats\u00e4chlich erlauben w\u00fcrde. Kurz nach der SDAJ wurde dann die DKP (Deutsche Kommunistische Partei) als Nachfolgepartei der illegalen KPD gegr\u00fcndet. <\/span><\/span><\/p>\n Ganz allgemein gesprochen stehen wir also in der Traditionslinie der marxistischen Arbeiterbewegung, und dabei im Besonderen der KPD und des KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands) der Weimarer Republik (Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht) sowie des kommunistischen Widerstands gegen den Faschismus (Ernst Th\u00e4lmann, Internationale Brigaden, etc.). Viele der GenossInnen, die nach 1945 die KPD neu formierten, wurden durch das 1956 erlassene KPD-Verbot von den selben Richtern wie schon unter Hitler zur\u00fcck in die selben Gef\u00e4ngnisse geschickt, in denen sie in der Zeit des NS-Regimes gesessen hatten.<\/span><\/span><\/p>\n Die SDAJ war aber von Anfang an nicht nur Anlaufstelle f\u00fcr Lehrlinge, sondern f\u00fcr alle jungen Marxisten-Leninisten. Heute verstehen wir uns als kommunistische Jugendorganisation f\u00fcr die gesamte lernende und arbeitende Jugend (Sch\u00fclerInnen, Studis, Azubis, junge Arbeiterinnen und Angestellte, etwa zwischen 14 und 30). Dass in unserem Organisationsnamen \u201edeutsch\u201c steht, bedeutet selbstverst\u00e4ndlich nicht, dass \u201edeutsch sein\u201c zu den Voraussetzungen f\u00fcr eine Mitgliedschaft in der SDAJ geh\u00f6rt. Ganz egal, woher jemand kommt, was in ihrem oder seinem Pass steht, ob er oder sie nur vor\u00fcbergehend in Deutschland lebt, in der SDAJ sind alle Menschen willkommen, die zur Zeit ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und bereit sind, mit uns f\u00fcr unsere gemeinsamen Ziele zu k\u00e4mpfen.<\/span><\/span><\/p>\n Heute gibt es \u00fcber 30 SDAJ-Ortsgruppen, verteilt auf die gesamte Bundesrepublik, wenn auch bisher aus historischen Gr\u00fcnden noch st\u00e4rker im Westen als im Osten. Laut Verfassungsschutzbericht von 2014 haben wir bundesweit etwa 500 Mitglieder (und wer w\u00e4ren wir, uns anzuma\u00dfen, die statistischen Erhebungen einer deutschen Staatsbeh\u00f6rde nach oben zu korrigieren? ;-). Die Tendenz geht in den letzten Jahren sp\u00fcrbar in Richtung Wachstum. Wir werden nicht nur mehr, sondern festigen auch unsere Organisationsstrukturen und unsere lokale Verankerung.<\/span><\/span><\/p>\n Die Ortsgruppe T\u00fcbingen wurde erst 2012 neu gegr\u00fcndet, vorher hatte es in unserer Stadt lange keine SDAJ-Gruppe mehr gegeben. Entstanden sind wir damals aus Teilen der Marxistischen Aktion T\u00fcbingen<\/i>. Die MAT hatte etwa drei Jahre lang als eine Art Sammlungsplattform f\u00fcr junge KommunistInnen in T\u00fcbingen fungiert. Dabei spielte allerdings von Anfang an die Einheit von Theorie und Praxis eine wichtige Rolle. Die MAT war mit zahlreichen Aktionen, Veranstaltungen und Mobilisierungen pr\u00e4sent und in lokalen und \u00fcberregionalen B\u00fcndnissen aktiv. Mit ihren klassenk\u00e4mpferischen Positionen hat die Gruppe sich damals auch in der T\u00fcbinger linken Szene nicht nur Freunde (und Freundinnen) gemacht. Warum haben wir damals nicht einfach so weiter gemacht wie bisher?<\/span><\/span><\/p>\n Ab Fr\u00fchjahr 2012 begannen wir eine Organisationsdebatte zu f\u00fchren, in der sich f\u00fcr einen Teil der MAT GenossInnen folgende Punkte als zentrale Schw\u00e4chen unseres damaligen Organisationsansatzes herauskristallisierten: (1.) Eine autonome Kleingruppe gen\u00fcgt uns als KommunistInnen nicht, wir brauchen eine starke, bundesweit handlungsf\u00e4hige Organisationsstruktur, die Kontinuit\u00e4t und Koordination \u00fcber den lokalen Rahmen hinaus erm\u00f6glicht. Das 3A-B\u00fcndnis, in dem wir damals bundesweit aktiv waren, war aus unserer Sicht gescheitert. Die SDAJ erschien uns nach langer Diskussion der vern\u00fcnftigste bereits bestehende Ansatz zu sein. (2.) Wir wollten raus aus der Isolation der linken Szene! Als MAT waren wir wohl oder \u00fcbel von den R\u00e4umen und der Infrastruktur der subkulturell-alternativen Hausprojekte (etc.) in T\u00fcbingen abh\u00e4ngig. In diesen R\u00e4umen tummelt sich nunmal das immer gleiche Klientel. Zahlreiche soziale Gruppen, die wir mit unserer Politik ansprechen wollen, werden dabei ausgegrenzt. Wir wollten also weg von der Bindung an das linke Szene-Biotop und uns stattdessen auf massenwirksame, klassenorientierte Politik orientieren. Auch die Grabenk\u00e4mpfe innerhalb der linken Szene (z.B. gegen sog. \u201eAntideutsche\u201c) stellten sich f\u00fcr uns letzten Endes als recht unproduktiv heraus. (3.) Wir wurden uns dar\u00fcber einig, dass die Verankerung in der Arbeiterklasse unser strategisches Hauptziel sein muss. Es ging uns also darum, aktive, klassenorientierte Agitations- und Bildungsarbeit zu entwickeln, anstatt den zuf\u00e4lligen Trends der Szenepolitik nach zu traben. In dieser Frage war uns die SDAJ schon um L\u00e4ngen voraus und es gab f\u00fcr uns erstmal jede Menge zu lernen und nachzuholen. Die systematische Orientierung auf Gewerkschaftsarbeit und Interessenvertretung in Schulen und Betrieben (zum Beispiel) war f\u00fcr uns damals noch v\u00f6lliges Neuland. <\/span><\/span><\/p>\n Warum gibt es Euch (Ortsgruppe und ggf. Gesamt-Organisation)? <\/b><\/span><\/span> Warum es uns gibt ist leicht auf den Punkt gebracht: Weil wir den Kapitalismus abschaffen und f\u00fcr eine Gesellschaft ohne Klassen, Ausbeutung und Staatsmacht k\u00e4mpfen wollen, in der die Produktionsmittel allen geh\u00f6ren und zur Befriedigung der Bed\u00fcrfnisse aller anstatt zur Bereicherung weniger eingesetzt werden \u2013 das nennen wir dann Kommunismus. Die Frage, wie das zu machen ist und wie wir dort hin kommen wollen, ist nat\u00fcrlich sehr viel schwieriger zu beantworten, aber dazu sp\u00e4ter mehr. <\/span><\/span><\/p>\n Wir gehen davon aus, dass die Gesellschaftsanalyse von Marx und Engels<\/i> ihren wesentlichen Grundz\u00fcgen auch heute noch zutrifft, dass der Grundwiderspruch in der kapitalistischen Gesellschaft also der Klassenwiderspruch zwischen Kapitalisten und Arbeiterklasse ist. Auf die ein oder andere Weise betrifft dieses Verh\u00e4ltnis uns alle, weitgehend unabh\u00e4ngig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe oder sexueller Orientierung. Wenn wir nicht selbst KapitalbesitzerInnen sind, m\u00fcssen wir unsere Arbeitskraft verkaufen, um leben zu k\u00f6nnen oder von der Arbeitskraft anderer leben (in der Familie von der der Eltern oder des Partners, als Studi oder Hartz 4 Empf\u00e4ngerIn von dem Teil der gesellschaftlichen Mehrarbeit, den mir der Staat f\u00fcr meine prek\u00e4re Existenz gerade noch so zugesteht). Wenn wir von Arbeiterklasse reden, dann meinen wir nat\u00fcrlich nicht das Klischee vom schwitzenden, hammerschwingenden Stahlarbeiter, sondern alle lohnabh\u00e4ngig Besch\u00e4ftigten, vom Facharbeiter in der Automobilindustrie bis zur Erzieherin oder prek\u00e4ren Putzkraft. Der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit kann nur durch den organisierten Kampf der gro\u00dfen Mehrheit der (lohnabh\u00e4ngigen) Menschen gel\u00f6st werden. Wenn wir den Kapitalismus abschaffen und eine wirkliche Alternative aufbauen wollen, muss Ziel dieses Kampfes der revolution\u00e4re Bruch mit dem kapitalistischen System, die Eroberung der politischen Macht der Arbeiterklasse und die Vergesellschaftung der Produktionsmittel sein. So weit, so bescheiden.<\/span><\/span><\/p>\n Warum nennen wir uns \u201eMarxisten-Leninisten\u201c? Bestimmt nicht, weil das in Deutschland gerade besonders hip und modisch ist. Trotzdem beharren wir auf den zentralen Erkenntnissen, durch die Lenin die marxistische Theorie bereichert und weiterentwickelt hat. Wir teilen Lenins <\/i>Imperialismusanalyse, gehen also davon aus, dass das kapitalistische Weltsystem sich unm\u00f6glich friedlich und frei von immer neuen und tieferen Krisen entwickeln kann. Die Bewegungen, die in den abh\u00e4ngigen und ausgebeuteten L\u00e4ndern gegen den Imperialismus k\u00e4mpfen (sei es auf Kuba, in Venezuela, in Griechenland oder in Kurdistan), sind unsere Verb\u00fcndeten im Kampf gegen die Monopole im eigenen Land. Au\u00dferdem gehen wir mit Lenin davon aus, dass die revolution\u00e4re Bewegung eine revolution\u00e4re Organisation<\/i> braucht, die nicht in bunter Beliebigkeit alle spontanen Launen und Trends der sozialen Bewegungen mitvollzieht, sondern alle gesellschaftlichen Konflikte konsequent auf die Klassen- und letztlich die Systemfrage zuspitzt. Um uns gegen die Angriffe des b\u00fcrgerlichen Staats wehren zu k\u00f6nnen, brauchen wir eine disziplinierte Organisation, die auf Basis der gesammelten Kampferfahrungen der Klasse systematisch eine revolution\u00e4re Strategie<\/i> und Taktik<\/i> entwickelt. Eine solche Organisation und Bewegung brauchen wir in der BRD heute mehr denn je \u2013 die sogenannte Linke ist marginal, schwach, gespalten und durchsetzt von einerseits allerlei reformistischen Illusionen und andererseits einem v\u00f6llig isolierten und blinden Radikalismus (wie sich z.B. sehr gut an den euphorischen Reaktionen \u201elinksradikaler\u201c Gruppen auf den sozialdemokratischen SYRIZA-Wahlsieg in Griechenland ablesen lie\u00df, aber das ist wieder ein anderes Thema…). <\/span><\/span><\/p>\n Runde 2:<\/b><\/u> Zu welchen Themen arbeitet Ihr (lokal, \u00fcberregional)? Nach welchen Kriterien w\u00e4hlt Ihr Themen aus, zu denen Ihr arbeitet? <\/b><\/span><\/span> Wir arbeiten zu allen Themen, an denen sich im weitesten Sinne die Widerspr\u00fcche des Kapitalismus aufzeigen lassen. Wir gehen also immer von der Frage aus: Wo und in welchen Zusammenh\u00e4ngen werden junge Menschen am unmittelbarsten mit den Widerspr\u00fcchen des kapitalistischen Systems konfrontiert? Was kotzt Jugendliche am kapitalistischen Alltag am meisten an? Und ganz wichtig: wo gibt es das gr\u00f6\u00dfte Potential, dagegen kollektiv anzuk\u00e4mpfen? Das Spektrum unserer Themen reicht also von Sch\u00fclerInnenpolitik (z.B. in Bildungsstreiks, Kampf gegen G8, etc.), Arbeiterjugendpolitik (miese Ausbildungsbedingungen, Jugendarbeitslosigkeit), Antimilitarismus (Bundeswehr raus aus den Schulen!), Antifaschismus (Kampf gegen Nazis und Rassismus in der Schule, im Betrieb und auf der Stra\u00dfe), Frauen-, Fl\u00fcchtlings-, Mietenpolitik u.s.w… Au\u00dferdem sind wir \u00fcber den Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ) und ein Netzwerk europ\u00e4ischer kommunistischer Jugendorganisationen international vernetzt und k\u00e4mpfen gemeinsam mit Jugendlichen aus der ganzen Welt gegen Imperialismus, Krieg und das Krisenregime der EU.<\/span><\/span><\/p>\n In unserer politischen Praxis versuchen wir immer an den konkreten Problemen, Erfahrungen und Interessen der Leute anzukn\u00fcpfen. Wir wollen die Leute also da abholen, wo sie stehen. Dabei machen wir deutlich, wie die Missst\u00e4nde, von denen jugendliche t\u00e4glich konkret betroffen sind, mit dem Kapitalismus zusammen h\u00e4ngen, worin das gemeinsame Klasseninteresse der gro\u00dfen Mehrheit der Jugendlichen besteht und dass dieses Interesse mit den Interessen des Kapitals unvereinbar ist. Unser Ziel ist dabei immer, dass die Leute selbst aktiv werden und gemeinsame Kampferfahrungen sammeln, sei es in Sch\u00fclervertretungen oder Bildungsstreiks, betrieblichen Interessenvertretungen, Tarifk\u00e4mpfen oder in der lokalen Antifa- oder Antimilarbeit. <\/span><\/span><\/p>\n Welches Verst\u00e4ndnis von Politik und gesellschaftlichen Ver\u00e4nderungsprozessen liegt dem zugrunde, welche Strategien verfolgt Ihr?<\/b><\/span><\/span> Wir sind der Auffassung, dass es nicht gen\u00fcgt, immer nur abstrakt und lehrmeisterlich die \u201egro\u00dfe Gesamtschei\u00dfe\u201c zu kritisieren (unsere Vorredner von den Falken und LevelUp haben diese als \u201eStaat – Nation \u2013 Kapital\u201c zusammengefasst). Den Kampf gegen die \u201eGesamtschei\u00dfe\u201c k\u00f6nnen die Leute nur lernen, wenn sie schon hier und heute im Kleinen mit dem K\u00e4mpfen anfangen. Wir vertreten mit Rosa Luxemburg die Auffassung einer Dialektik von Reform und Revolution. Das klingt erstmal kompliziert, ist aber eigentlich ganz einleuchtend: Wir wollen den Kapitalismus (also die \u201eGesamtschei\u00dfe\u201c) abschaffen, nicht besser machen. Trotzdem \u2013 oder gerade deswegen \u2013 m\u00fcssen wir \u00fcberall in der ersten Reihe f\u00fcr Verbesserungen unserer Lebensverh\u00e4ltnisse k\u00e4mpfen. Nur so k\u00f6nnen die Leute Kampferfahrung sammeln und Klassenbewusstsein entwickeln. Nur so werden wir als KommunistInnen als zuverl\u00e4ssige Verb\u00fcndete akzeptiert und k\u00f6nnen uns verankern. Nur so entsteht \u00fcberhaupt erst ein Interesse an unseren Standpunkten und unseren theoretischen Erkl\u00e4rungsangeboten. In diesen konkreten Auseinandersetzungen d\u00fcrfen wir aber nicht die Illusion verbreiten, \u00fcber Reformk\u00e4mpfe lie\u00dfe sich der Kapitalismus St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck abschaffen. Das geht nur durch den revolution\u00e4ren Bruch. Reformen sind f\u00fcr uns also nicht einfach ein Selbstzweck, sondern ein taktisches Mittel im Kampf. Ziel ist f\u00fcr uns in jedem Reformkampf, m\u00f6glichst viele Leute zu politisieren und zu organisieren. Und dazu geh\u00f6rt auch, dass die Leute lernen, dass jede noch so kleine Verbesserung im Kapitalismus immer prek\u00e4r bleiben wird, dass ein wirklich menschenw\u00fcrdiges Leben nur jenseits dieses Systems m\u00f6glich ist. Dieses Bewusstsein zu verbreiten ist unsere Aufgabe. Ohne diese Vorarbeit gibt es keine revolution\u00e4re Perspektive.<\/span><\/span><\/p>\n Wir unterscheiden uns von den anderen Gruppen auf diesem Podium unter anderem dadurch, dass wir lokale Verankerung und kontinuierliche Kleinarbeit gegen\u00fcber der gro\u00dfen Bewegungs- und Eventpolitik anders gewichten.<\/span><\/span> Viele linke Gruppen b\u00fcndeln ihre ganze Kraft auf medienwirksame Massenevents wie Blockupy oder den Wiener Korporierten Ball (WKR-Ball). Wir halten das f\u00fcr einen Fehler. Diese Events sprechen oft nur die eigene Szene oder die sowieso schon politisierten Leute an, besonders wenn von Anfang an eher die Militanz als die politischen Inhalte im Mittelpunkt der Mobilisierung stehen. Obwohl es bei Blockupy tats\u00e4chlich mal wieder gelungen ist, verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig viele Leute auf die Stra\u00dfe zu bringen, <\/span><\/span>ist eine solche Fokussierung auf Events trotzdem problematisch, weil sie eben entgegen, anstatt und losgel\u00f6st von den allt\u00e4glichen K\u00e4mpfen vor Ort stattfindet.<\/span><\/span><\/span><\/p>\n Wenn wir unsere lokale Verankerung und die konkreten Interessenk\u00e4mpfe vor Ort solchen Massenevents unterordnen und letztlich opfern, dann ist auch die mediale Aufmerksamkeit solcher Aktionen wenig wert. Revolution\u00e4re Politik muss auch gemacht werden, wenn gerade kein Naziaufmarsch oder Gipfeltreffen ansteht. Ansatzpunkte daf\u00fcr gibt es mehr als genug. Letzten Endes st\u00e4rken uns die \u201eK\u00e4mpfe ums Teewasser\u201c (Bertolt Brecht) vor Ort mehr und langfristiger, auch wenn gro\u00dfe Mobilisierungen nat\u00fcrlich eine sinnvolle Erg\u00e4nzung dazu darstellen k\u00f6nnen. Deshalb ist unser Anspruch: Jede Genossin und jeder Genosse soll im eigenen Lebensumfeld auch \u00fcber die SDAJ-Gruppe hinaus politisch aktiv sein, sei es in der SMV an seiner oder ihrer Schule, der JAV oder dem Betriebsrat auf Arbeit, in der Gewerkschaft oder in der lokalen Antifaarbeit (z.B. im OTFR).<\/span><\/span><\/p>\n Au\u00dferdem haben wir ein anderes Verh\u00e4ltnis zur Frage der Militanz, die besonders in der Tradition der autonomen Gruppen fest zum \u201elinken Image\u201c geh\u00f6rt. In Teilen der Linken Szene herrscht die Auffassung vor, radikal sei nur, wer sich vermeintlich radikaler Kampfmittel bediene, also vermummter Stra\u00dfenkampf, Barrikaden, etc. Wir sehen das anders. Mit Lenin w\u00fcrden wir den Standpunkt vertreten, dass wir als KommunistInnen prinzipiell alle Kampfformen beherrschen m\u00fcssen (legale und illegale, friedliche und militante), wir diese aber taktisch klug einsetzen m\u00fcssen. Die Wirksamkeit einer Kampfmethode h\u00e4ngt von der konkreten Situation und den politischen Kr\u00e4fteverh\u00e4ltnissen ab, in der sie eingesetzt wird. Radikal ist eine Politik, die das Problem an der Wurzel packt. Die Wurzel unseres Problems mit dem Kapitalismus ist das Privateigentum an den Produktionsmitteln (gesch\u00fctzt durch den b\u00fcrgerlichen Staat) und der daraus resultierende Klassenwiderspruch, die Krisen usw. Jede politische Praxis, die dazu beitr\u00e4gt, den Leuten dieses Problem zu Bewusstsein zu bringen und sie zum Handeln zu bewegen, ist also radikal. Im Augenblick bewirken militante Aktionen eher das Gegenteil, wie sich zum Beispiel dieses Jahr bei Blockupy gezeigt hat (auch dar\u00fcber k\u00f6nnten wir sicher lange diskutieren). Wir sch\u00e4tzen ein, dass sich autonome Kleingruppenmilitanz in der momentanen Situation eher negativ und abschreckend auswirkt und nicht dazu beitr\u00e4gt, unsere Inhalte zu vermitteln. Unter gewissen Umst\u00e4nden kann sie sogar entgegen ihrer Intention konterrrevolution\u00e4r wirken und unseren Gegnern in die H\u00e4nde spielen. Konsequent klassenk\u00e4mpferische Gewerkschaftsarbeit genie\u00dft vielleicht nicht so ein cooles Image wie der militante Kampf gegen Bullen, bringt uns unseren Zielen aber vorerst deutlich n\u00e4her. Der in der linken und Antifa Szene weit verbreitet Militanzfetisch tr\u00e4gt im Augenblick nur zu ihrer gesellschaftlichen Isolierung bei \u2013 er ist damit gleichzeitig Symptom und Teilursache ihrer Schw\u00e4che.<\/span><\/span><\/p>\n Welche Utopien habt Ihr?<\/b><\/span><\/span> Wir w\u00fcrden nicht von \u201eUtopien\u201c<\/i> sprechen, sondern von einer konkreten revolution\u00e4ren Perspektive. Utopien sind Wunschvorstellungen. Diese Wunschvorstellungen haben zwar oft mit den Erfahrungen der allt\u00e4glichen Barbarei des Kapitalismus zu tun, bleiben aber harmlose Tr\u00e4umereien, da sie selbst noch nicht den Weg zu ihrer Verwirklichung aufzeigen k\u00f6nnen. Nat\u00fcrlich haben auch wir als KommunistInnen Ideale, W\u00fcnsche und Tr\u00e4ume (sonst w\u00fcrden wir wohl kaum einen Gro\u00dfteil unserer Freizeit f\u00fcr die politische Arbeit opfern), aber unseren politischen Kampf richten wir nicht auf Utopien, sondern auf die konkret in der Wirklichkeit enthaltenen M\u00f6glichkeiten aus \u2013 der \u201ebestimmten Negation\u201c der herrschenden Verh\u00e4ltnisse. Wir gehen also nicht von W\u00fcnschen und Spekulationen, sondern von einer theoretischen Analyse aus. Was muss an der Gesellschaft anders werden, damit sie wirklich anders wird? Das ist die zentrale Frage. Der Sozialismus als \u00dcbergangsstadium zum Kommunismus ist aus unserer Sicht eine konkrete und realistische, in der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Kapitalismus enthaltene M\u00f6glichkeit. Nicht als utopisches Paradies, das p\u00fcnktlich zum Sonnenaufgang am Tag nach der Revolution makellos und wie aus dem Ei gepellt vom Himmel f\u00e4llt, sondern als langer und widerspruchsvoller gesellschaftlicher Aufbauprozess.<\/span><\/span><\/p>\n Der Podiumsvertreter der iL warf in diesem Zusammenhang die Frage auf, wie wir uns das denn vorstellen w\u00fcrden, dass z.B. das Patriarchat durch die Revolution auf einen Schlag abgeschafft werden soll. Das war ein fast schon klassisches Missverst\u00e4ndnis. Genau so stellen wir es uns n\u00e4mlich nicht vor. Das Geschlechterverh\u00e4ltnis geh\u00f6rt zu den Elementen der b\u00fcrgerlichen Gesellschaft, die nur in einem allm\u00e4hlichen Prozess \u00fcberwunden werden k\u00f6nnen. Zu diesem Prozess geh\u00f6rt unserer Meinung nach zum Beispiel die konsequente Vergesellschaftung der Reproduktionsarbeit, die nicht l\u00e4nger einfach das Privatproblem der Eltern (meistens der M\u00fctter) sein darf, sowie die materielle Unabh\u00e4ngigkeit der Frauen. Dazu geh\u00f6ren aber auch eine andere, auf Emanzipation und Gleichberechtigung abzielende Erziehung und Sozialisation. Wie Marx sagen w\u00fcrde: Die neue Gesellschaft kommt mit den \u201eMuttermalen\u201c der alten auf die Welt. Und diese \u201eMuttermale der alten Gesellschaft\u201c werden erst allm\u00e4hlich und durch eine systematische, die gesamte Gesellschaft mit einbeziehende Anstrengung zu \u00fcberwinden sein. Um diesem Prozess den historischen Horizont zu er\u00f6ffnen, die Voraussetzungen seiner Verwirklichung zu schaffen, ist allerdings ein revolution\u00e4rer Bruch mit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung n\u00f6tig \u2013 also der Bruch der politischen Macht des Kapitals. <\/span><\/span><\/p>\n Runde 3:<\/b><\/u> Stellt die Arbeitsstrukturen Eurer Gruppe und ggf. Gesamt-Organisation <\/b><\/span><\/span> bitte etwas genauer vor: Wie seid Ihr strukturiert (in der Ortsgruppe, in der Gesamt-Organisation)?<\/b><\/span><\/span> Die SDAJ strukturiert sich in Ortsgruppen, Landesverb\u00e4nde und den Bundesverband. Alle zwei Jahre findet ein Bundeskongress (BuKo) statt, auf dem wir ausf\u00fchrlich \u00fcber unsere politische Ausrichtung, aktuelle Positionierungen und zuk\u00fcnftige Vorhaben diskutieren. Dabei wird \u00fcber ein seit dem letzten Kongress entwickeltes Delegiertenprinzip sichergestellt, dass der Kongress in Sachen Alter, Geschlecht, sowie sozialer Herkunft und Stellung der Delegierten den Verbandsdurchschnitt realistisch widerspiegelt. Das finden wir demokratischer als eine Vollversammlung, die als reine Anwesenheitsdemokratie all die Leute bevorzugt, die die Zeit und das Geld haben, sich zu beteiligen, und jene ausschlie\u00dft, die das vielleicht nicht k\u00f6nnen oder auch einfach zuf\u00e4llig verhindert sind. Jede Gruppe in der SDAJ ist antragsberechtigt, kann also Einfluss auf die Politik des Gesamtverbandes nehmen, jedes einzelne Mitglied kann sich an der Debatte beteiligen. Alle Antr\u00e4ge an den BuKo werden im Vorfeld in allen (!) Gruppen diskutiert, die Delegierten vertreten auf dem Kongress nicht ihre Privatmeinung, sondern ihre Gruppen. Zwischen den Bundeskongressen wird der Bundesverband durch den Bundesvorstand (man k\u00f6nnte dazu auch Zentralkomitee sagen, aber auf den Begriff kommt es nicht an) vertreten, der die Aufgabe hat, die beschlossene Politik in konkrete Praxis umzusetzen und unsere Handlungsf\u00e4higkeit zu garantieren.<\/span><\/span><\/p>\n Unser Organisationsprinzip ist der demokratische Zentralismus.<\/i> Besonders im autonomen Spektrum ist das ein ziemliches Buh-Wort. \u201eIst das nicht total autorit\u00e4r? M\u00fcsst ihr euch wirklich an die von oben kommenden Befehle des ZK halten?\u201c, sind Fragen, mit denen wir oft konfrontiert werden. Ganz im Gegenteil zu diesen Vorurteilen sind wir der Ansicht, dass es sich angesichts der Gr\u00f6\u00dfe unseres Verbandes beim demokratischen Zentralismus um die demokratischste und am meisten partizipative Organisationsform handelt. Unsere Prinzipien sind: (1.) Freiheit der Diskussion nach innen, Einheit und Verbindlichkeit nach au\u00dfen. (2.) Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit. Wir diskutieren immer mit dem Ziel, Konsens herzustellen. Wenn das nicht klappt, gilt nach abgeschlossener Diskussion die Mehrheitsentscheidung. (3.) Beschlussverbindlichkeit: Als Mitglied muss ich auch Beschl\u00fcsse umsetzen, gegen die ich gestimmt habe. Bei uns gilt nicht das Prinzip der passiven Toleranz, sondern der aktiven Beschlussdisziplin. W\u00e4re das nicht der Fall, k\u00f6nnten wir uns die Diskussionen auch sparen… Ziemlich autorit\u00e4r finden wir dagegen viele autonome Plenastrukturen, in denen meist informelle Hierarchien vorherrschen und wo nach ewigen Diskussionen am Ende doch jede und jeder macht, was er oder sie will. Das Konsens- und Vetoprinzip vieler linksautonomer Zusammenh\u00e4nge fordert zwar nicht die vermeintlich \u201eautorit\u00e4re\u201c Unterordnung der Minderheit unter die Mehrheit, institutionalisiert daf\u00fcr aber die Diktatur der kleinstm\u00f6glichen Minderheit.<\/span><\/span><\/p>\n Die Einheitlichkeit und Verbindlichkeit unserer politischen Positionen geh\u00f6rt zu unserem Demokratieverst\u00e4ndnis dazu. Wer f\u00fcr die SDAJ \u00f6ffentlich auftritt, der hat auch ihre Positionen zu vertreten. Pluralismus und Beliebigkeit in zentralen strategischen und taktischen Fragen halten wir f\u00fcr eine Schw\u00e4che, die (1.) die Leute, die wir ansprechen wollen, verwirrt, (2.) Spaltung und Angriffe von au\u00dfen erleichtert und (3.)<\/span><\/span> ein gemeinsames Vorgehen und Konzentration aller Kr\u00e4fte auf die strategisch wichtigen Ziele verunm\u00f6glicht. <\/span><\/span><\/span>Beispiele: Die iL hat sich zwar mehr oder weniger eindeutig gegen den Krieg in Syrien positioniert, einzelne Gruppen haben trotzdem \u00fcber die Kampagne \u201eadopt a Revolution\u201c zumindest indirekt die Freie Syrische Armee unterst\u00fctzt… Noch krasser ist das bei der Linksjugend [solid], wo zum Beispiel Gliederungen, die sich gegen die israelische Kriegs- und Besatzungspolitik wenden, neben dem <\/span><\/span>BAK Shalom<\/i><\/span><\/span> existieren, der Propaganda f\u00fcr bedingungslose Solidarit\u00e4t mit Israel und einen Krieg gegen den Iran macht \u2013 also zwei sich gegenseitig ausschlie\u00dfende Positionen in <\/span><\/span>einer<\/i><\/span><\/span> Organisation! Das w\u00e4re bei uns nicht m\u00f6glich.<\/span><\/span><\/p>\n Sehr h\u00e4ufig werden wir au\u00dferdem nach unserem Verh\u00e4ltnis zur Kommunistischen Partei <\/i>gefragt. <\/i>Wir sind eine eigenst\u00e4ndige Organisation, die der DKP nahe steht, aber unabh\u00e4ngig von ihr eine eigene marxistische Jugendpolitik entwickelt. Wir sind weder organisatorisch noch finanziell von der Partei abh\u00e4ngig. Wir gehen nicht davon aus, dass ein Jugendverband die KP ersetzen kann. F\u00fcr die meisten SDAJ GenossInnen ist es deshalb auch eine Selbstverst\u00e4ndlichkeit, dass sie sp\u00e4testens mit 30 in die DKP eintreten. Ein eigenst\u00e4ndiger revolution\u00e4rer Jugendverband ist aus unserer Sicht vor allem deshalb n\u00fctzlich und notwendig, weil jede Generation ihre eigenen Erfahrungen mit dem Kapitalismus macht und ihren eigenen Zugang zum Marxismus finden muss. Wir m\u00fcssen in der SDAJ selbst unsere Kampferfahrungen sammeln, Dinge ausprobieren, Fehler machen, unsere theoretischen Einsch\u00e4tzungen in der Praxis erproben, etc. Wir haben den Anspruch, uns selbst zu KommunistInnen zu erziehen und dabei auf Augenh\u00f6he voneinander zu lernen.<\/span><\/span><\/p>\n Was ist Euch daran wichtig? Warum ist diese Struktur so?<\/b><\/span><\/span> Wir sind der Ansicht, dass unsere Form der Organisierung schlicht eine objektive Notwendigkeit <\/i>darstellt. Wenn wir gegen dieses System und seinen Repressionsapparat irgend eine realistische Chance haben wollen, m\u00fcssen wir in jeder Situation handlungsf\u00e4hig sein. Deshalb kann die revolution\u00e4re Organisation auch nicht die Verwirklichung unserer Ideale f\u00fcr die befreite Gesellschaft vorwegnehmen. Sie ist ein Kampfinstrument und muss ihrer Form nach den Erfordernissen dieses Kampfes angepasst sein. Ziel unserer theoretischen Debatten ist \u2013 nach demokratischer Einigung \u2013 die Einheit in der Aktion, die kollektive Praxis.<\/span><\/span><\/p>\n Die Geschichte gibt uns gen\u00fcgend Beispiele, die zeigen, dass nirgends je ein gro\u00dfer Streik, ein Aufstand oder gar eine Revolution ohne starke, erfahrene, routiniert und diszipliniert arbeitende Organisationsstrukturen erfolgreich war. Spontaneit\u00e4t ist gut, Organisation ist besser – ganz einfach \ud83d\ude42<\/span><\/span><\/p>\n Welche Rolle spielen Demokratie und Repr\u00e4sentation, Partizipation und Transparenz, lokale und \u00fcberregionale Handlungs- und Entscheidungsf\u00e4higkeit bei\/f\u00fcr Euch?<\/b><\/span><\/span> Einheit in der Aktion, maximale Partizipation in der Diskussion \u2013 nur so l\u00e4sst sich wirklich kollektive, bundesweite Handlungsf\u00e4higkeit sicherstellen, wie wir immer wieder bei Gro\u00dfevents und Mobilisierungen unter Beweis stellen, so zum Beispiel beim LLL-Wochenende in Berlin, der M\u00fcnchner Sicherheitskonferenz, dem letzten IG-Metall-Aktionstag in K\u00f6ln, unserem Festival der Jugend, den Kubabrigaden, etc. <\/span><\/span> Obwohl wir in der Planung und Ausrichtung unserer politischen Arbeit zun\u00e4chst stark zentralistisch vorgehen, bleibt nat\u00fcrlich eine relative Autonomie der Gruppen <\/i>erhalten.<\/i> Wir k\u00f6nnen \u00fcber eigene Arbeitsschwerpunkte vor Ort und die konkrete Umsetzung unserer Vorhaben selbst entscheiden, aber eben immer auf der verbindlichen Basis unserer gemeinsamen politischen Orientierung. Regelm\u00e4\u00dfige Kampagnen werden von allen Gliederungen verbindlich umgesetzt.<\/span><\/span><\/p>\n Wie wird mit informellen Hierarchien und Ausschl\u00fcssen (z.B. Geschlechtszuordnungen und -rollen, Informations-, Bildungs- und Herkunftsunterschieden etc.) bei Euch umgegangen?<\/b><\/span><\/span> Durch ein systematisches und kollektives Herangehen: Informellen Hierarchien stellen wir gew\u00e4hlte, transparente, an ihre Basis gebundene und jeder Zeit wieder abw\u00e4hlbare Strukturen entgegen. Unser gemeinsames Ziel ist es, alle Mitglieder unabh\u00e4ngig von Herkunft und Geschlecht zu kommunistischen Kadern zu entwickeln. Was hei\u00dft das? Jeder und Jede in unserem Verband wird dabei unterst\u00fctzt, sich alle theoretischen und praktischen F\u00e4higkeiten anzueignen, die n\u00f6tig sind, um sich umfassend, selbst\u00e4ndig und selbstbewusst an allen Diskussionen innerhalb der Organisation zu beteiligen und sich in alle Bereiche unserer politischen Praxis einzubringen.<\/span><\/span><\/p>\n Geschlechterunterschieden und gesellschaftlich bedingten strukturellen Benachteiligungen wird z.B. durch eine Frauenquote systematisch entgegengewirkt, die das Ziel verfolgt, alle Leitungsebenen und alle Arbeitsbereiche geschlechterparit\u00e4tisch zu besetzen. In der SDAJ sind starke und selbstbewusste Genossinnen in Leitungsfunktionen, die auch m\u00e4nnlichen Genossen gegen\u00fcber mal eine deutliche Ansage machen, eine Selbstverst\u00e4ndlichkeit (und haben damit auch eine wichtige Vorbildfunktion f\u00fcr junge Genossinnen!). Au\u00dferdem bem\u00fchen wir uns kollektiv darum, junge Genossinnen gezielt in Arbeitsbereiche einzuf\u00fchren, die sonst oft klassische M\u00e4nnerdom\u00e4nen sind (Beispiel Antifapolitik). Geschlechterdiskriminierung ist im Kapitalismus ein systematisches Problem \u2013 dem kann innerhalb einer revolution\u00e4ren Organisation nur systematisch entgegengewirkt werden. Wir behaupten nicht, dass wir das Problem innerhalb unserer eigenen Strukturen \u00fcberwunden haben, aber wir haben es als Problem erkannt und unternehmen konkrete Schritte dagegen. Das ist mehr, als die meisten linken Zusammenh\u00e4nge von sich behaupten k\u00f6nnen. Im gro\u00dfen und ganzen machen wir damit sehr positive Erfahrungen, auch wenn in diesem Bereich noch viel zu tun bleibt.<\/span><\/span><\/p>\n Unsere verbandsinterne Bildungsarbeit verfolgt das Ziel, sozial bedingte Bildungsunterschiede abzubauen und alle GenossInnen auf einen gemeinsamen Wissensstand zu heben \u2013 nur so wird es \u00fcberhaupt erst m\u00f6glich, eine tats\u00e4chlich kollektive Debatte \u00fcber unsere politische Strategie und Taktik zu f\u00fchren. Das beginnt mit der Bildungsarbeit in den Gruppen, die sich nach M\u00f6glichkeit am Wissensstand der j\u00fcngsten\/unerfahrensten Mitglieder orientiert, und wird fortgef\u00fchrt in bundesweiten, aufeinander aufbauenden Theorieschulungen, die im besten Fall all unsere Mitglieder irgendwann durchlaufen. Auch diese Schulungen werden geschlechtergemischt geleitet.<\/span><\/span><\/p>\n Runde 4:<\/b><\/u><\/span><\/span> Fragen aus dem Publikum: <\/b>Leider blieb am Ende der Podiumsrunden nur noch sehr wenig Zeit, Fragen aus dem Publikum zu beantworten, daher an dieser Stelle nun der schriftliche Versuch, wenigstens ein paar der angerissenen Fragen in einigen kurzen Stichworten zu beantworten.<\/span><\/span><\/p>\n Eine Wortmeldung aus dem Publikum wies zurecht darauf hin, dass bei linken Veranstaltungen (auch auf diesem Podium!) oft sehr akademisch und unverst\u00e4ndlich gesprochen wird. Wir k\u00f6nnen uns dieser Kritik nur anschlie\u00dfen und hoffen, dass es uns gelungen ist, unserem Anspruch gerecht zu werden und uns allgemeinverst\u00e4ndlich und nachvollziehbar auszudr\u00fccken. Wenn es uns als KommunistInnen nicht gelingt, uns den Menschen gegen\u00fcber, die wir erreichen wollen, verst\u00e4ndlich zu machen und ihr Interesse zu wecken, dann haben wir den Kampf verloren, bevor er \u00fcberhaupt begonnen hat.<\/span><\/span><\/p>\n Wie ist eure Gruppe sozial zusammengesetzt? Wie sieht es bei euch aus mit Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund?<\/b><\/span><\/span> Dazu steht bisher leider nichts genaueres im Verfassungsschutzbericht, und da wir den KollegInnen ihre Arbeit ungern abnehmen m\u00f6chten (nachher werden da noch Stellen gestrichen ;-), hier nur ein paar ganz generelle Infos: Typisch f\u00fcr T\u00fcbingen sind wir stark, aber nicht ausschlie\u00dflich studentisch gepr\u00e4gt. Trotzdem sind die meisten neben dem Studium her lohnabh\u00e4ngig besch\u00e4ftigt. Die Zeiten, in denen man von BAF\u00f6G ein halbwegs selbstbestimmtes und unabh\u00e4ngiges Studileben f\u00fchren konnte, sind l\u00e4ngst vorbei. In unserer Gruppe spiegelt sich also auch sozial die zunehmende Prekarisierung junger AkademikerInnen wider. Ansonsten ist vielleicht noch interessant, dass wir fast gleich viele weibliche wie m\u00e4nnliche GenossInnen in unserer Gruppe haben. Nicht ganz die H\u00e4lfte unserer GenossInnen hat Migrationshintergrund.<\/span><\/span><\/p>\n Wie steht ihr zum real existierenden Sozialismus und seinem \u201ehistorischen Scheitern\u201c?<\/b><\/span><\/span> Diese Frage ist zweifellos sehr spannend und wichtig, sprengt aber auch den Rahmen dieser Diskussionsrunde. Die Positionen der SDAJ zu dieser Frage lassen sich in vielen unserer Texte nachlesen, so zum Beispiel in einer erst vor kurzem erschienenen Brosch\u00fcre zur DDR (Titel: \u201eEin anderes Deutschland war m\u00f6glich\u201c), die bei uns erh\u00e4ltlich ist. Ansonsten w\u00fcrden wir folgende Texte zur Lekt\u00fcre empfehlen: \u201eNiederlage und Zukunft des Sozialismus (Hans Heinz Holz) und \u201eThesen zum Sozialismus\u201c (Kommunistische Partei Griechenlands, als \u00dcbersetzung unter folgendem Link zu finden: https:\/\/www.secarts.org\/media\/download.php?view=ebooks&id=81&action=download& ).<\/span><\/span><\/p>\n Runde 5:<\/b><\/u><\/span><\/span> kurze Abschlussrunde auf dem Podium.<\/b><\/span><\/span> Wir finden es schon irgendwie eine Ironie der Geschichte, dass wir auf einer Veranstaltung, die unter dem Motto eines Zitats von Antonio Gramsci stattfindet, fast schon ein bisschen die Rolle eines Kuriosums aus der historischen Mottenkiste einnehmen. Antonio Gramsci ist als Mitbegr\u00fcnder der Kommunistischen Partei Italiens und einer der wichtigsten Intellektuellen der italienischen Arbeiterbewegung ein Klassiker der politischen Traditionslinie, in der wir stehen. Er wird in unserem Verband und auch innerhalb der DKP viel gelesen und diskutiert.<\/span><\/span><\/p>\n Es ist kein Zufall, dass Gramsci sich als Marxist nicht f\u00fcr den Aufbau von Strukturen wie denen der iL, der Autonomen, …ums Ganze oder den Falken eingesetzt, sondern sein Leben lang f\u00fcr die St\u00e4rkung der Kommunistischen Partei und der marxistischen Arbeiterbewegung gek\u00e4mpft hat. Der Wiederaufbau dieser Bewegung ist unser Ziel. Wir schlie\u00dfen uns also Gramsci an und sagen: <\/span><\/span><\/p>\n \u201eBildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit. Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung. Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft!\u201c<\/b><\/i><\/span><\/span><\/p>\n<\/blockquote>\n Antonio Gramsci, 1. Mai 1919<\/span><\/span><\/em><\/p>\n \u00a0<\/b><\/span><\/span><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Was wir gerne noch gesagt h\u00e4tten… Am 6. 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