{"id":77,"date":"2013-03-09T12:31:40","date_gmt":"2013-03-09T11:31:40","guid":{"rendered":"http:\/\/www.sdaj-netz.de\/bloglv-bawue\/?p=77"},"modified":"2013-03-09T12:31:40","modified_gmt":"2013-03-09T11:31:40","slug":"8-marz-fur-gleichberechtigung-gegen-kapitalismus","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.bawue.sdaj.org\/2013\/03\/09\/8-marz-fur-gleichberechtigung-gegen-kapitalismus\/","title":{"rendered":"8. M\u00e4rz: F\u00fcr Gleichberechtigung – Gegen Kapitalismus!"},"content":{"rendered":"
<\/a>Gleichberechtigt? POSITION<\/a> hat nachgefragt. <\/em><\/p>\n Unsere Regierung tut zumindest manchmal so, als wollte sie die Gleichberechtigung der Frau voranbringen. Dumm nur, dass sie sich dabei vor allem um bessergestellte, hochqualifizierte Frauen k\u00fcmmert. Frauen aus der Arbeiterklasse bekommen f\u00fcr die gleiche Arbeit immer noch weniger Geld \u2013 da hilft es auch nichts, wenn im Konzernvorstand eine Managerin sitzt. Wenn die M\u00f6glichkeiten zur Kinderbetreuung fehlen, sind es meist die Frauen, die ihren Beruf aufgeben und zu Hause bleiben m\u00fcssen. Und noch immer sind wir im Alltag mit reaktion\u00e4ren Rollenbildern konfrontiert.<\/p>\n All das wird keine b\u00fcrgerliche Regierung \u00e4ndern. Denn das Kapital hat ein Interesse daran, Frauen als Lohndr\u00fcckerinnen einzusetzen und Kinderbetreuung und Hausarbeit zur Privatsache zu machen. Grund genug, f\u00fcr die Gleichberechtigung der Frau und gegen den Kapitalismus zu k\u00e4mpfen \u2013 nicht nur am Frauentag.<\/p>\n Erika Baum (88, Berlin) war Lehrerin in der DDR. <\/em><\/p>\n \u201eEs reicht nicht aus, die Forderung nach der Gleichberechtigung der Frau in die Welt zu posaunen, sondern daf\u00fcr m\u00fcssen ja auch die Voraussetzungen bestehen. In diesem wunderbaren Gro\u00dfdeutschland sind Frauen h\u00e4ufiger arbeitslos als M\u00e4nner, sie sind die ersten, die rausfliegen, wenn es Entlassungen gibt. Ich als DDR-Frau war bis zur Rente immer berufst\u00e4tig, heute haben es die Frauen ganz schwer, das zu erreichen. Die Gleichberechtigung schafft man nicht mit Formalismen. Zum Beispiel nach 89, nachdem wir angeschlossen waren, sagte in einem Gespr\u00e4ch eine DDR-Frau, sie sei Germanist. Also, sie sagte nicht Germanistin, worauf sie sofort korrigiert wurde. Der Witz war aber, dass diese Frau \u2013 nachdem die DDR nicht mehr existierte \u2013 weder Germanist noch Germanistin war, sondern Hausangestellte, weil sie rausgeschmissen worden war. Also, ich meine, das Entscheidende ist nicht die Sprachregelung. Die Arbeiterbewegung hat immer, von Anfang an, Frauenfragen im Zusammenhang mit dem allgemeinen Klassenkampf aufgegriffen. Und in dem Ma\u00dfe, wie die Frauen an diesen K\u00e4mpfen teilgenommen haben, haben sie sich auch entwickelt. Das ist das eine, und das andere sind eben die materiellen Voraussetzungen. Ich bin der Meinung, dass es eine unserer gro\u00dfen Leistungen in der DDR war, wie hoch der Anteil der Frauen an den qualifizierten Berufen war, an Facharbeiterinnen, an Studierenden und so weiter. Aber auch, dass die Kinderbetreuung gesichert war, dass die Familien von einem Teil der Hausarbeit entlastet wurden \u2013 durch \u00f6ffentliche Waschanstalten, oder auch durch Essen in den Betrieben und Schulen, da war die Kocherei am Abend nicht mehr so notwendig. Wir haben also versucht, die materiellen Bedingungen f\u00fcr die Gleichberechtigung zu schaffen.\u201c<\/p>\n Caro (Essen) hat sich als Tischlerin beworben.<\/em><\/p>\n \u201eIch bin nie davon ausgegangen, dass es f\u00fcr mich schwierig sein w\u00fcrde, mit Abitur einen Ausbildungsplatz zu finden, obwohl ich nat\u00fcrlich wei\u00df, wie entmutigend und kritisch die Lage auf dem Arbeitsmarkt aussieht. Doch nach meinen ersten Telefonaten mit Tischlereien in Essen schwand meine Hoffnung, denn immer wieder wurde mir gesagt, dass keine Frauen ausgebildet werden. Diese Tatsache ist nicht nur kritisch, sondern diskriminierend jeder Frau gegen\u00fcber, die in dieser sogenannten emanzipierten Welt einen \u2018M\u00e4nnerberuf\u2019 ergreifen m\u00f6chte. Viele Unternehmen redeten sich damit raus, dass sie f\u00fcr eine Frau extra sanit\u00e4re Anlagen bauen m\u00fcssten, andere gaben gar nicht erst einen Grund an, sondern sagten mir von vornherein, dass ich meine Bewerbungsunterlagen gar nicht erst abschicken brauche. Oder sagten mir, sie glauben nicht, dass eine Frau das Zeug dazu h\u00e4tte, Handwerkerin zu werden. Dass ich im Endeffekt bei einem gut bezahlenden Gro\u00dfkonzern gelandet bin, war Zufall und pures Gl\u00fcck, sonst w\u00e4re ich jetzt arbeitslos oder Studentin.\u201c<\/p>\n Gianna (M\u00fcnster) wollte Kind und Beruf.<\/em><\/p>\n \u201eSeit dem Ende meines Studiums reiht sich ein befristeter Vertrag an den n\u00e4chsten. Familienplanung ist damit kaum m\u00f6glich. Trotzdem wollte ich auf meinen Kinderwunsch nicht verzichten und so kam vor etwa zwei Jahren meine Tochter auf die Welt. Eine Auszeit im Beruf war jedoch undenkbar. Damit w\u00e4ren die Chancen auf einen Anschlussvertrag gegen null gesunken. Zum Gl\u00fcck war mein Partner bereit in Elternzeit zu gehen. Nur konnte ich langfristig mit meinem Gehalt f\u00fcr eine halbe Stelle unm\u00f6glich eine Familie ern\u00e4hren. Deshalb starteten wir schon fr\u00fchzeitig die Suche nach einer Kita. Doch alle Anrufe, Besichtigungen, Vorstellungsgespr\u00e4che, Hospitationen u.s.w. waren trotz Bewerbungen in \u00fcber zwanzig Einrichtungen leider erfolglos. Nur durch Gl\u00fcck bekamen wir etwas sp\u00e4ter einen Platz in der Betriebskita. Die schlie\u00dft allerdings um 15 Uhr, so dass sich nachmittags immer jemand um die Kleine k\u00fcmmern muss, obwohl ich die Zeit dringend f\u00fcr meine Weiterqualifikation br\u00e4uchte, die in meinem Bereich extrem wichtig ist. F\u00fcr politische Arbeit, f\u00fcr Sport oder f\u00fcr Freunde bleibt da wenig Zeit.\u201c<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Gleichberechtigt? POSITION hat nachgefragt. Unsere Regierung tut zumindest manchmal so, als wollte sie die Gleichberechtigung der Frau voranbringen. Dumm nur, dass sie sich dabei vor allem um bessergestellte, hochqualifizierte Frauen […]<\/p>\n","protected":false},"author":70,"featured_media":78,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"_et_pb_use_builder":"","_et_pb_old_content":"","_et_gb_content_width":"","footnotes":""},"categories":[22],"tags":[],"yoast_head":"\nEine unserer Leistungen<\/h2>\n
Nur f\u00fcr M\u00e4nner<\/h2>\n
Auszeit undenkbar<\/h2>\n